Palais Neukirch
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Hauptstraße |
Hausnummer: | 120 |
Postleitzahl: | 69117 |
Stadt-Teilort: | Heidelberg-Altstadt |
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Regierungsbezirk: | Karlsruhe |
Kreis: | Heidelberg (Stadtkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8221000002 |
Flurstücknummer: | 925 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Bauphasen
Das Barockpalais wurde 1724 als Wohnsitz des kurpfälzischen Hofgerichtsrats und Stadtschultheißes Burkhard Neukirch errichtet. Die Entwürfe werden Johann Jakob Rischer zugeschrieben.
Sein Vorgängerbau auf demselben Grundstück umfasste vier Stockwerke und wurde 1564 erstmals urkundlich erwähnt. Im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurde 1689 die östliche Hälfte des Hauses durch einen Brand beschädigt. Beide Gebäudehälften wurden im weiteren Verlauf des Krieges 1693 zerstört. Sechs Jahre später erwarb Burkhard Neukirch das Anwesen und ließ zu Beginn des 18. Jahrhunderts das noch heute stehende Haus bauen.
1779 erwarb der kurpfälzische Administrationsrat Karl-Ludwig Bettinger das Anwesen. Durch ihn oder durch seinen Nachfolger Haub erhalten das Treppenhaus und die Innenräume in den folgenden Jahren eine qualitätvolle neue Ausstattung im style Luis Seize, die sich unverändert erhalten hat. Der Entwurf für die Umgestaltung geht vermutlich auf Peter Anton von Verschaffelt zurück, der ähnliche Darstellungen für Schloss Benrath vorgesehen hat. Mit der Ausführung wurde Joseph Pozzi betraut, der zur gleichen Zeit im Palais Hundheim-Sacha am Karlsplatz engagiert war.
Während des 19. Jahrhunderts wurden der Erdgeschosszone Schaufenster eingepasst, die das Gebälk des barocken Portals weiterführten. 1900 folgte der Ausbau des Mansarddaches. Nach häufig wechselnden Privatbesitzern gelangt schließlich die Universität in den Besitz des Palais und führt in den 1980er Jahren eine Sanierung des Komplexes durch.
1989 erfolgten Instandsetzung und Umbau landeseigenen Wohn- und Geschäftshauses. 2006 wurde der Anbau im Hofbereich ausgeführt.
(1724)
- Residenz- und Hofhaltungsbauten
- Palais
(1801 - 1899)
- Wohnbauten
- Wohn- und Geschäftshaus
(1900)
(1980 - 1989)
1989 Instandsetzung und Umbau landeseigenen Wohn- und Geschäftshauses. (a)
(2006)
Zugeordnete Dokumentationen
- Dokumentation der Bauuntersuchung im Innern des Hauses
- Fotodokumentation
- Dokumentation zur Restaurierung der Parkettböden (1. OG)
- Bericht zu den Restaurierungsarbeiten
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohn- und Geschäftshaus
- Residenz- und Hofhaltungsbauten
- Palais
Zonierung:
Im Erdgeschoss mit der Durchfahrt zum Hof dürften sich untergeordnete Räume befunden haben. Das 1. Obergeschoss diente repräsentativen Zwecken. In der repräsentativen Straßenfront folgt das appartment de societé mit salle assemblee, antichambre und chambre de parade, zum Hof orientiert ist das degagement. Im 2. Obergeschoss befanden sich die Wohnräume. Das 3. Obergeschoss stand wahrscheinlich der Dienerschaft zur Verfügung.
Der fehlende Achsenbezug zwischen dem unteren und den oberen Geschossen spricht dafür, dass die Gliederung des Erdgeschosses vermutlich nicht aus der Erbauungszeit stammt, abgesehen von dem großen, korbbogigen Portal aus rotem Sandstein. Dieses befindet sich in der mittleren Achse des Erdgeschosses und führt über eine Durchfahrt in den Hof. Es wird von toskanischen Pilastern vor genuteten Rücklagen gerahmt, die ein Gebälk, bestehend aus mehrfach abgestuftem Architrav, glattem Fries und Gesims, und einen Segmentgiebel tragen. Die Verkröpfung des Gebälks über den Pilastern ist dabei durch das Giebelfeld hindurch bis zum segmentbogig geführten Gesims beibehalten, das zudem in der Mitte stufenförmig nach unten gebrochen ist. Im Giebelfeld sitzen zwei glatte, trapezförmige Sandsteinplatten. Die Zwickel des Portalbogens sind diamantiert, sein Scheitelstein ist als Volutenkonsole gearbeitet. Zu beiden Seiten des Portals befinden sich Läden mit je einem Eingang zwischen zwei Schaufenstern. Fenster und Ladeneingänge werden ebenfalls von Pilastern gerahmt, die denen des Portals entsprechen, aber eine flachere, glatte Rücklage haben. Sie tragen das abschließende Gebälk, das über allen Pilastern verkröpft ist.
Das zur Durchfahrt offene Treppenhaus zeigt mit Panneaux, reliefierten Stukkaturen und Malerei eine geschlossene Ausstattung im style Luis Seize. Im Vestibül des Obergeschosses haben sich qualitätvolle Supraporten mit zum Teil allegorischen Puttendarstellungen erhalten. Ihr Entwurf geht vermutlich auf Peter Anton von Verschaffelt zurück, der ähnliche Darstellungen für Schloss Benrath vorgesehen hat. Mit der Ausführung wurde Joseph Pozzi betraut, der zur gleichen Zeit im Palais Hundheim-Sacha am Karlsplatz engagiert war. Eine Besonderheit ist die von einer Muschelnische eingenommene Brunnenkammer, in der einst eine Wandbrunnen zur Reinigung der Hände während und nach dem Speisen diente. Der benachbarte Speisesaal nimmt bei drei Achsen Breite die gesamte Tiefe des Gebäudes ein, so dass er von beiden Seiten beleuchtet wird. Zwei Räume der Bel Étage, der Salon und der direkt angrenzende kleinere Salle Assemblé, sind mit historischen Kaminen ausgestattet. Das Stuckrelief über dem Kamin zeigt eine frühklassizistische Opferszene in der Art Canovas.
Das Palais ist im 1. OG fast komplett mit Holzböden ausgelegt. Fast alle Parkettböden sind in Eiche hergestellt. Neben Fischgrätparkettböden, finden sich Quadratriemenparkettböden und ein Tafelparkettboden. Als einziger Parkettboden stammt wohl der Tafelparkett aus der Entstehungsphase der Ausstattung.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- Bruchstein
- Detail (Ausstattung)
- bemerkenswerte Fenster
- bemerkenswerte Feuerstätten
- bemerkenswerte Wand-/Deckengestaltung
- besondere Bodenbeläge
- Wand-, Deckenfassung, Gefachmalerei
- Dachform
- Mansardgiebeldach