Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Ehemaliges Augustinerkloster Alter und Neuer Bau

ID: 331211359430  /  Datum: 08.11.2005
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Klosterberg
Hausnummer: 2
Postleitzahl: 72070
Stadt-Teilort: Tübingen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Tübingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8416041017
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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12

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Ehemaliges Augustinerkloster mit Klosterkirche an der Stadtmauer. Seit dem 16. Jh. dient der Baukomplex als Stiftsgebäude (Tübinger Stift), ein Studienhaus der evangelischen Landeskirche, gegründet 1536 von Herzog Ulrich.


1. Bauphase:
(1262 - 1276)
Nordtrakt mit Klosterkirche an der Stadtmauer erbaut.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Klausur-, Wohngebäude
    • Kloster, allgemein
    • Klosterkirche
    • Männerkloster

2. Bauphase:
(1458 - 1459)
Alter Bau:
Das Grundgebälk der Decke über dem 3. OG bildet eine durchlaufende Balkenlage mit einem Achsenabstand von 1,50-1,60 m. Diese Holzbalken datieren in die Wintermonate 1458/59 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
  • Ausstattung

3. Bauphase:
(1464 - 1513)
Umbau der Kirche durch Daniel Schürer, Dreiflügelanlage mit Kreuzgang nach Süden angeschlossen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1534)
Nach 1534 Aufhebung des Klosters und Umwandlung zum evangelischem Stift, Hauptausbildungsstätte der evangelishen Theologen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt

5. Bauphase:
(1557 - 1560)
Einrichtung von Wohnräumen in der ehemaligen Kirche und Fachwerkaufstockung durch Alberlin Tretsch.

Anm. Alter Bau: bei der Errichtung des Fachwerkbaus 1560 (d) (bezugsfertig vermutlich erst 1562) bezog man in den unteren Geschossen Bauteile (Außenmauern, Deckengebälk) eines Vorgängerbaus mit ein. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Obergeschoss(e)
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

6. Bauphase:
(1626)
Das alte Ephorat im Osten wird umgebaut.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1792 - 1795)
Erneuerung des Ostflügels und Umbau zu einer einheitlichen Anlage durch Johann Adam Groß d.J. Dabei das gotische Maßwerk, sowie die Gewölbe in Kreuzgang und Kirche herausgebrochen.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1794)
Neuer Bau: Hölzer im 1. UG datieren in den Sommer 1794 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1796 - 1800)
Einbau der Bibliothek in den ehemaligen Chor und des großen Treppenhauses durch Christian Adam Etzel.

Anm. Alter Bau:
- Die heutige Deckenkonstruktion ist über dem Andachtsraum als Sprengwerk ausgebildet. Die verbauten Hölzer datieren in die Wintermonate 1795/96 bzw. in den Sommer 1797.(d)
- Zwischen den Deckenbalken im 3. OG befindet sich eine jüngere Balkenlage; sie datiert in die Wintermonate 1796/97 (d).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

10. Bauphase:
(1913 - 1919)
Umbau und Renovierung
Betroffene Gebäudeteile:
keine

11. Bauphase:
(1982)
Umbau und Renovierung
Betroffene Gebäudeteile:
keine

12. Bauphase:
(1992)
Umbau und Renovierung
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Lageplan (Vorlage LV-BW und LAD) / Ehemaliges Augustinerkloster Alter und Neuer Bau in 72070 Tübingen
Abbildungsnachweis
Ev. Stfit, Ansicht vom Klosterberg, Blick in den Außenhof mit Ostflüge und Kapelle rechts (1925/26) / Ehemaliges Augustinerkloster Alter und Neuer Bau in 72070 Tübingen (Bildindex Foto Marburg (mi13505b03a))

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dendrochronologische Untersuchung und bauhistorisches Kurzgutachten.
  • Baugesuch: Umbau und Instandsetzungsmaßnahmen
  • Restauratorische Untersuchung und Befundkartierung des Nordflügels. Nord-, Ost-, West- und Südseite.
  • Bauhistorische Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Liegt südlich der Altstadt am Neckar östlich von Schloss Hohentübingen.
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Akademie, Hochschulbau
    • Bibliothek
  • Sakralbauten
    • Kapelle, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Vierflügelanlage mit ehemaligem Kreuzgang nach Süden an die ehemalige Klosterkirche angeschlossen.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Untersucht wurden nur die Dachwerke des Alten und Neuen Baus. Ursprünglich war der Grundriss des Alten Bau (ehemalige Klosterkirche) im Grundriss zweischiffig und in dreizehn Zonen gegliedert. Die Obergeschosse sind über einen Mittelflur erschlossen, an den sich seitlich im Norden und Süden kleinere Räume aufreihen. Im dritten Obergeschoss befindet sich im Westen der sich über die gesamte Gebäudebreite erstreckende Lesesaal.
Im neuen Bau wurde noch das Untergeschoss des Südflügels untersucht. Der Grundriss gliedert sich zweischiffig und elfzonig mit einer mittigen Ständerreihe. Vor der nördlichen älteren Massivwand liegt ein Mauerbalken auf Steinkonsolen.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Der gesamte Gebäudekomplex wurde nach Aufhebung des Klosters immer wieder überformt. Diese komplexen vor allem klassizistisch geprägten Veränderungsprozesse sind am Bestand noch gut zu erkennen
Bestand/Ausstattung:
Im Südflügel Grabsteine aus dem 14. – 19. Jahrhundert, Altane mit hölzernem Arkadenaufbau im Innenhof, im Vorhof gibt es einen gusseisernen Brunnen mit spätbarocker Brunnensäule.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Mischbau
    • Außenwand aus Stein
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Holzgerüstbau
    • Unterbaugerüst
Konstruktion/Material:
Der Gebäudekomplex ist massiv mit Natursteinmauerwerk mit Stockwerkgerüst und teilweise Fachwerkaufbauten ausgeführt.
Der Dachstuhl ist zweistöckig mit Spitzboden mit zwei doppelten übereinander liegenden Stühlen ausgeführt. Über dem Andachtsraum in der ehemaligen Kirche befindet sich eine aufwendige Sprengwerkkonstruktion mit acht Binderachsen. Die ebd. verbauten Hölzer datieren in die Wintermonate 1795/96 bzw. in den Sommer 1797(d).

Alter Bau:
Der Grundriss war im 1. DG ursprünglich zweischiffig und dreizehnzonig gegliedert.
Zur Bauzeit gab es im 1. und 2. DG keine Trennwände. In den beiden Dachstockwerken befand sich jeweils ein offener Dachraum. Im westlichen Giebeldreieck sind im 1. und 2. DG je eine Ladeluke nachweisbar.
Das Dachgerüst ist zweistöckig mit Spitzboden aufgerichtet. Es besitzt im 1. DG einen zweifach liegenden Stuhl auf Schwellen und einen mittigen stehenden Stuhl der jedoch nicht mehr vorhanden ist. Er wurde zugunsten des Dachausbaus herausgenommen. Der 2. Dachstock besitzt einen zweifach liegenden Stuhl auf Schwellen. Alle Hölzer sind miteinander verzapft.
Das Grundgebälk der Decke über dem 3. OG bildet eine durchlaufende Balkenlage mit einem Achsenabstand von 1,50-1,60 m.
Diese Holzbalken haben folgende Maße: Breite 21-23 cm, Höhe 28-29 cm. Sie befinden sich in ursprünglicher Lage und sind ungestört an ihrem Auflager ins Mauerwerk eingebunden. Bei dieser Gebälklage handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um die Dachbalkenlage der Vorgängerkirche. Die massiven Umfassungsmauern lassen sich zeitlich der datierten Dachbalkenlage zuordnen.
Zwischen den relativ großen Abständen liegt eine jüngere Balkenlage mit folgenden Maßen: Breite 18-20 cm, Höhe 21-22 cm. Diese jüngere Gebälklage läuft nicht über die gesamte Gebäudebreite durch. Ihre Holzbalken sind jeweils auf den Mittelunterzügen gestoßen.
Die Stützen waren im Lesesaal zum Zeitpunkt der Untersuchung verkleidet. In der westlichen Giebelwand zeichnet sich das gefaste Gewände eines Spitzbogenfensters ab.
Ein weiterer Durchlass befand sich im Zwischenboden über der Decke im Andachtsraum und unter dem Fußboden vom 4. OG. Hier stecken in der nördlichen Massivwand im Bereich der Mauerkrone zwei abgesägte Balkenreste welche eine Sommerfällung 1559 (d) datieren. Es handelt sich hierbei um die Überreste einer Deckenbalkenlage, welche den darunter liegenden ursprünglichen Kirchenraum überspannte.
Diese Gebälklage hatte einen Achsabstand von 1,80 m. Der Balkenquerschnitt von den beiden Resthölzern beträgt eine Breite von 22 cm bei einer Höhe von 28 cm. Dieser Querschnitt ist identisch mit jenem der älteren Balkenlagen über dem Lesesaal.
Die heutige Deckenkonstruktion ist über dem Andachtsraum als Sprengwerk ausgebildet.
Über dem Andachtsraum liegen acht Binderachsen. Beginnend am westlichen Abbund, wurden vom Zimmermann die verschiedenen Abbundzeichen an den Bauhölzern eingeschlagen.
Als unterstes Trag- und Wiederlagergebälk liegen pro Binderachse jeweils zwei Eichenbalken paarweise nebeneinander. Sie wurden nachträglich in die nördliche bzw. südliche Massivwand eingemauert. Die beiden Eichenbalken werden im Bereich des Wandauflagers durch je einen aufgekämmten Unterzug unterstützt. Die Unterstützung liegt genau in dem Bereich wo die Druckstäbe ihr größtes Moment haben. Auf den beiden Eichenbalken steht ein Bock (mit Schwelle und Überzug). Die verbauten Hölzer des Bocks sind miteinander verzapft. Die Holzzapfen sind mit Holznägeln gesichert. Ein doppeltes Druckstäbe-Paar (insgesamt 4 pro Achse) ist mit der Schwelle und dem Überzug des Bockes verschraubt. Die Verschraubung stammt noch aus der Bauzeit des Sprengwerks von 1797 (d). Die beiden Druckstäbepaare unterstützen einen mittigen Unterzug sowie einen außermittigen gedoppelten Unterzug. Auf diese Weise werden die Wandlasten, die sich im 4. OG über dem Andachtsraum sammeln, abgeleitet.

Neuer Bau:
Während Sanierungsarbeiten lag im Südflügel des Neuen Baus im 1. UG die mittige Ständerreihe mit dem gedoppelten Unterzug frei. An dieser Holzkonstruktion wurde eine dendrochronologische Altersbestimmung vorgenommen. Die verbauten Hölzer datieren in den Sommer 1794 (d). Die Umfassungsmauern sind jedoch im 1. UG eindeutig älter. Demzufolge berücksichtigte man beim Bau des Fachwerks des Südflügels von 1560 (d) in den unteren Geschossen ältere Bauteile wie Außenmauern, Deckengebälk (Vorgängerbau).
Der Grundriss gliedert sich zweischiffig und elfzonig. Im westlichen Bereich lässt sich eine bauzeitilche Quertrennwand nachweisen. Sie war ursprünglich zweifach verriegelt. Vor der nördlichen älteren Massivwand liegt ein Mauerbalken auf Steinkonsolen. Er bildet das Deckenbalkenauflager an der nördlichen Seite. Seine Steinkonsolen wurden nachträglich ins Mauerwerk eingelassen.
Die mittige Ständerreihe war ursprünglich mit verzapften Kopfstreben in Querrichtung ausgesteift.

Die heutige Fassadengliederung (größere Fenster, andersartige Streben etc.) stammt aus dem 18. Jahrhundert.

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