Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Westflügel mit Winter- und Laienrefektorium

ID: 351221419155  /  Datum: 06.01.2008
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Beim Schloss
Hausnummer: 1
Postleitzahl: 72074
Stadt-Teilort: Tübingen-Bebenhausen

Regierungsbezirk: Tübingen
Kreis: Tübingen (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8416041002
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes
Geo-Koordinaten: 48,5614° nördliche Breite, 9,0600° östliche Länge

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

Ist Gebäudeteil von:
1. Gebäudeteil: Klosteranlage (ehemalige Zisterzienserabtei)

Besteht aus folgenden Gebäudeteilen:
keine Angabe

Umbauzuordnung

keine

Weitere Objekte an diesem Wohnplatz

Ehem. Zisterziensterabtei Bebenhausen, Ostflügel, Im Schloss 1 (72074 Bebenhausen)
Klosteranlage (ehemalige Zisterzienserabtei) (72074 Tübingen-Bebenhausen, Beim Schloss)
Ehemalige Holz- und Chaisen-Remise (72074 Tübingen-Bebenhausen, Beim Schloss 2)
Schreibturm (Inneres Tor), Beim Schloss 6 (72070 Tübingen-Bebenhausen)
Ehem. Klosterkirche (72074 Tübingen-Bebenhausen, Im Schloss 2)
Ehemaliges Abtshaus, Schloss, Herrenhaus, Im Schloss 3, 4 (72074 Tübingen-Bebenhausen)
Kapfscher Bau (Infirmerie) (72074 Tübingen-Bebenhausen, Im Schloss 5)
Kasernenhof, Werkstattgebäude, Kasernenhof 14 (72074 Tübingen-Bebenhausen)
Kasernenhof, Scheune, Kasernenhof 6, 8 (72074 Tübingen-Bebenhausen)

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Es lassen sich drei Bauphasen mit massiven Veränderungen feststellen. Nach der Erbauung des Westflügels im 13. Jahrhundert (1280 (d)) erfolgte der Umbau unter Verlegung des Winterrefektoriums in den Westtrakt und Erneuerung des Kreuzgangs im frühen 16. Jahrhundert (1519 (d)). Dieser Bauzustand ist im Erdgeschoss heute noch vorhanden. Im 18. Jahrhundert (1778 (d)) wurde das Obergeschoss ausgebaut und der Dachstuhl unter teilweiser Zweitverwendung der Sparren des 13. Jahrhunderts erneuert und das Dach über dem Kreuzgang angehoben. Im 19. und 20. Jahrhundert setzten dann zunehmend restauratorische Arbeiten, teilweise von hoher Qualität und mit hohem historischem Bewusstsein für die vorgefundene Bausubstanz. Damit sind die Arbeiten des 19. Jahrhunderts wichtiges Zeitzeugnis der Geschichte der Denkmalpflege.


1. Bauphase:
(1190 - 1230)
Die ältesten Bauteile im Bereich des Westflügels sind im Bereich der ehemaligen Langhaussüdwand und Westfassade der Klosterkirche. Die Kirche wurde zwischen 1190 und 1228 (a) errichtet, erste Altarweihen werden ab 1192 erwähnt (a). Die älteste dendrochronologische Datierung ist von 1191 vom Dach des Querschiffes der Klosterkirche
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Kloster, allgemein
    • Klosterkirche

2. Bauphase:
(1230 - 1350)
Der erste Bau des Westflügels, im Bestand noch an den massiven Außenmauern zu erkennen, ist von 1280 (d). angenommen werden. Die Fensterformen des ehemaligen Laiendorment im Obergeschoss, wie sie in der Ostwand über dem Kreuzgang noch zu erkennen sind, bestätigen aus stilistischer Sicht ebenfalls die Datierung. Die Buckelquader an den Gebäudeecken lassen sich auch in diese Zeit datieren.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Sakralbauten
    • Klausur-, Wohngebäude
    • Kloster, allgemein

3. Bauphase:
(1460 - 1510)
Eine weitere große Umbauphase wurde unter Abt von Friedingen ausgeführt. Dabei wurde im Westflügel das Winterrefektorium eingerichtet, die nördlichste Stütze trägt die Jahreszahl 1513 (i). Eine mittlerweile nicht mehr erkennbare Inschrift auf der Südwand zeigte die Jahreszahl 1520 und die dendrochonologische Untersuchung der Deckenbalken des Erdgeschosses ergaben die Fälldaten Winter 1516/17 (d), Sommer 1517 (d) und Sommer 1519 (d).
Es wird daher angenommen, dass 1513 das Datum der Grundsteinlegung für den Umbau des Westflügels war. Der Einbau der Deckenbalken ist aufgrund der dendrochronologischen Ergebnisse und dem Nachweis für Flößerei frühestens im Jahre 1519 eher jedoch für das Jahr 1520 anzunehmen.

Das Laienrefektorium dürfte unmittelbar im Anschluss oder gleichzeitig errichtet worden sein. Dabei wurde
auch der nördliche Bereich der westlichen Mauer erneuert, die Laiengasse geschlossen und die Pförtnerzelle errichtet, wie eine Inschrift mit der Jahreszahl 1516 (i) im Sturz der Pförtnerzelle zeigt.
Das Kreuzgangdach des Südflügels wurde um 1519 (d) errichtet und das Dach des Küchenbaus um 1497/98 (d). Beide Bereiche wurden nicht näher untersucht.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1520 - 1530)
Im Laienrefektorium befindet sich im Bereich des Gurtbogens eine aufgemalte Inschrift mit der Datierung 1530 (i). Da um 1525 infolge des Bauernkrieges Zerstörungen im Kloster belegt sind und in unmittelbarer Folge Reparaturarbeiten durchgeführt werden mussten, ist hierin nicht von der Erbauungszeit des Gewölbes auszugehen, sondern vielmehr von einer ersten frühen Renovierung - zumindest der Farbfassungen.
Die Aufhebung des Klosters durch die Folgen der Reformation erfolgte 1534 (a), der Abbruch des Langhauses der Klosterkirche bereits 1537 (a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1600 - 1799)
Nach Aufhebung des Klosters und Einrichtung einer evangelischen Klosterschule kam es im Obergeschoss zu weitreichenden Umbauten.
Für den darüber liegenden Dachstuhl konnte ein Fälldatum des Holzes von 1777 sowie 1784/85 d ermittelt und damit ein Aufschlagen des Dachstuhls um das Jahr 1785 angenommen werden.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Schule, Kindergarten

6. Bauphase:
(1803 - 1825)
Umbaumaßnahmen bekannt nach der Säkularisierung und Auflösung der Klosterschule nach 1803 (a) statt. Bis 1812 wurde umfangreich in Erd- und Obergeschoss umgebaut und restauriert. Wandtäfer und Türen wurden erneuert und weitere Schreinerarbeiten durchgeführt.
Vermutlich wurde 1825 (a,s) die Verglasung des Kreuzgangs entfernt.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

7. Bauphase:
(1864 - 1893)
weitere Restaurierungsarbeiten, die im ehemaligen Laien- und Winterrefektorium inschriftlich datiert sind. 1864 (i) wurde die Türe des ehemaligen Laienrefektoriums erneuert, 1884 (i) die Stützen des Winterrefektoriums restauriert, das zu diesem Zeitpunkt als Zimmererwerkstatt und Holzlager genutzt wurde. Das Calatrava-Wandgemälde an der Nordwand wurde in den Jahren 1878/79 (i, a) durch den Maler Loosen restauriert. Der Bodenbelag des Obergeschosses wurde 1893 (i) erneuert. Die Datierung befindet sich auf der Unterseite einer der Dielen im Bereich des Flurs vor dem Zwerchhaus. Auf dieser Diele ist zusätzlich eine weitere Reparatur mit 1985 (i) notiert.
Im Bereich des Kreuzgangs wurden in dieser Phase drei Maßwerke in der Nordwestecke sowie das südlichste des Westflügels und alle Mittelsprossen des Westflügels erneuert (große Schäden um 1854 a, Reparaturen ab 1863 a).
Betroffene Gebäudeteile:
keine

8. Bauphase:
(1900 - 1911)
kleinere Restaurierungsarbeiten im Winterrefektorium, die nördlichste Konsole der Westwand, auf der einer der Querunterzüge aufliegt, trägt die Inschrift „um 1911 erneuert“.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

9. Bauphase:
(1940 - 1960)
Auf historischen Fotografien vor den 1950er Jahren ist eine umlaufende Sitzbank zu erkennen, die vermutlich mit der Erneuerung und leichten Erhöhung des Bodenniveaus in den 1960er Jahren auf die Ebene des übrigen Täfers zurückgesetzt wurde.
Ausbau des Dachgeschosses Ende der 1940er Jahre. Dazu wurden die Einzelgaupen entfernt und in zwei Bauabschnitten durch eine durchgehende Gaupe ersetzt.
Im Verlauf des 20. Jahrhundert wurden die Bodenbeläge im Erdgeschoss erneuert und das Bodenniveau um ca. 20 cm erhöht.
Betroffene Gebäudeteile:
keine
Bauwerkstyp:
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Luftbild von Westen (Läpple, 2008) / Westflügel mit Winter- und Laienrefektorium in 72074 Tübingen-Bebenhausen
Lageplan 2007 (Vorlage LV-BW) / Westflügel mit Winter- und Laienrefektorium in 72074 Tübingen-Bebenhausen

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauaufnahme und baugeschichtliche Untersuchung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Bebenhausen liegt drei Kilometer nördlich des Stadtzentrums von Tübingen an der Landesstraße L1208 am Rande eines weiten Talkessels, am Zusammenfluss von Goldersbach und Seebach.
Das ehemalige Zisterzienserkloster liegt nördlich des Ortskerns. Der untersuchte Bereich beschränkte sich auf den Westflügel der Klausur mit ehemaligem Winter- und Laienrefektorium. Im Südflügel schließt der ehemalige Küchenbau und das Sommerrefektorium an, im Norden befand sich das im 16. Jahrhundert abgetragene Langhaus der Kirche. Das Gelände um den Westflügel fällt von Nordosten nach Südwesten hin leicht ab. Der Westflügel folgt der Topographie des Hanges und ist im Norden in den Hang hinein gebaut.
Lagedetail:
  • Klosteranlage
    • allgemein
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
  • Öffentliche Bauten/ herrschaftliche Einrichtungen
    • Amtsgebäude
  • Sakralbauten
    • Klausur-, Wohngebäude
    • Kloster, allgemein
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Auf längsrechteckiger Grundfläche steht ein lang gestreckter Baukörper über zwei Geschosse mit zweigeschossigem Satteldach. Im Norden schließt das Gebäude an die ehemalige Außenwand der Klosterkirche an. Die westliche Dachfläche zeigt eine langgestreckte Schleppgaupe über nahezu die gesamte Dachfläche. Nach Osten ist das Dach über den Kreuzgang hin abgeschleppt. Im nördlichen Drittel befindet sich ein zweigeschossiges Zwerchhaus Richtung Kreuzgarten mit Satteldach. Südlich angebaut steht der zweigeschossige Küchenbau mit nach Westen gewalmter Dachfläche.
Eine einläufige überdachte Treppe mit Zwischenpodest erschließt im Westen des Flügels das Obergeschoss. Der Giebel der Südwand besitzt einen Dachreiter und eine vorgelagerte Lisene. Im Norden schließt das Gebäude aufgrund verschiedener baulicher Veränderungen sehr unregelmäßig ab. Insgesamt tritt der Westflügel als verputzter Baukörper mit betonter Eckquaderung und Werksteinwandöffnungen in Erscheinung.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Kellerraum unter dem ehemaligen Winterrefektorium:
Unter einem Teil des ehemaligen Winterrefektoriums befindet sich ein von außen zugänglicher Kellerraum mit separater Erschließung über eine Wendeltreppe in der Mauerstärke der Westwand. Der quadratische Kellerraum ist gewölbt und hat einen Einwurfschacht bzw. Fenster nach Westen. In der Ostwand befinden sich Reste eines ehemaligen Ofens mit Heizkammer.

Erdgeschoss:
Das Erdgeschoss besteht im Wesentlichen aus zwei großen Räumen, dem ehemaligen Laienrefektorium im nördlichen Bereich und dem ehemaligen Winterrefektorium im südlichen Bereich. Östlich schließt der Kreuzgang an, über den alle Räume erschlossen werden. Im Südflügel befindet sich die ehemalige Küche und im Norden die Laiengasse mit Pförtnerzelle.
Das ehemalige Winterrefektorium ist als offener Saal mit zweischiffiger und vierzoniger Unterteilung mit drei Holzstützen und flach gewölbter Holzdecke ausgebildet. Die Erschließung über den Kreuzgang erfolgt von Osten über eine Türe mit drei Stufen nach unten. Die Wandöffnungen sind regelmäßig und symmetrisch angeordnet und beziehen sich auf die Innengliederung. Der Raum wird nur über die Süd- und Westwand belichtet, wobei das nördlichste Fenster der Westwand zugesetzt ist. An der Ostwand steht etwa mittig im Raum ein Kachelofen. In der südöstlichen Ecke befindet sich eine zugesetzte Öffnung zur ehemaligen Küche. Im Norden des Raumes befindet sich eine Türe mit einer Stufe nach oben zum ehemaligen Laienrefektorium. Drei Reihen zu je zwei steinernen Stützen tragen die Kreuzrippengewölbe. In der Nordostecke des Raumes befindet sich ein massives Treppenhaus mit Wendeltreppe ins Obergeschoss (am oberen Ende mit einer betonierten Decke verschlossen). Die Erschließung erfolgt ebenfalls über den Kreuzgang über drei Stufen nach unten.
Die Wandöffnungen in der Westfassade orientieren sich an der Innengliederung und sitzen jeweils symmetrisch in der Jochmitte, während die Öffnungen der Ostseite keinen Bezug auf die Zonierung nehmen. Nördlich des ehemaligen Laienrefektoriums schließt als Verbindungsgang und Zugang von außen in den Kreuzgang die seit ein paar Jahren mit einer Trennwand unterteilte ehemalige Laiengasse an. Über eine Türe gelangt man in der Nordwand in die ehemalige Pförtnerzelle. Eine Treppe führt an der südlichen Wand entlang ins Obergeschoss des Westflügels. Die ehemalige Pförtnerzelle wird durch eine fünfstufige Treppe erschlossen, die nach unten in den überwölbten Kellerraum führt, der nur durch ein kleines Fenster in der Westwand belichtet wird.

Obergeschoss:
Das Obergeschoss ist zweischiffig und im westlichen Bereich 9-zonig gegliedert. Ein breiter durchgehender Flur im Osten verbindet die Räume auf der Westseite. Die beiden südlichen Zimmer mit annähernd quadratischem Grundriss treten aus der Wandflucht etwas Richtung Osten hervor. Der in der südwestlichen Ecke gelegene Raum wird über drei große Fenster belichtet. Von ihm führt eine Türe in das nördlich anschließende Zimmer. Zwischen diesen beiden südlichen Räumen und den sechs Zimmern im Norden liegt eine Erschließungszone mit Treppenhaus ins Dachgeschoss und dem Zugang zur Außentreppe. Die nördlichen Zimmer, die untereinander mit Türen verbunden sind, sowie die Erschließungszone sind schmaler als die beiden südlichen Zimmer. Im Norden des Obergeschosses befinden sich neben einem weiteren Treppenhaus heute Sanitärräume.
Die Belichtung des breiten Flures erfolgt über ein großes Fenster im Süden und die Gaupen im Osten. In zwei Gaupen ist durch Luken der Zugang zum Kreuzgangdachstuhl möglich. An der Ostseite des Flures über dem Gewölbe befindet sich in der nördlichen Gebäudehälfte ein Zwerchhaus, das über eine fünfstufige Treppe nach oben erschlossen wird. Über ein erhöht liegendes Podest nördlich des Zwerchhauses erschließen sich Kreuzgangdachstuhl und -gewölbe des Nordflügels. Südlich des Zwerchhauses sind in der Ostwand des Flures eine Reihe von Wandnischen, bei denen es sich um zugesetzte ehemalige Fenster des Laiendorments handelt. Im Südosten befindet sich der Zugang zum Flur des Südflügels, der über eine vierstufige Treppe er-reichbar ist. Nördlich dieses Flures, über den Gewölben des Kreuzgangsüdflügels, befindet sich ein Fachwerkaufbau mit Räumen. Südlich des Flures sind weitere Räume, die über eine zweistufige Treppe aus dem Flur des Westflügels erschlossen werden.

Dachgeschoss:
Das Dachgeschoss ist dreischiffig mit Mittellängsflur und aufgereihten Räumen im Osten und Westen gegliedert. Im Süden setzt sich diese Gliederung in einer abgeschlossenen Wohneinheit fort. Die Erschließung erfolgt wie im Obergeschoss über zwei Treppenhäuser, eines in der Nordostecke und das zweite in der vierten Zone von Süden, nördlich der Wohneinheit. Die Belichtung der Räume erfolgt von Westen über ein Gaupenband, auf der Ostseite gibt es außer dem Büroraum im Zwerchhaus nur Neben- und Lagerräume mit Einzelgaupen oder ohne Belichtung.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Im Bereich des Westflügels hat sich in umfangreicher Form Bausubstanz aus verschiedenen Jahrhunderten erhalten. Die Substanz des 13. Jahrhunderts ist nur noch in Form der Außenwände mit Wandöffnungen nachvollziehbar und wurde stark verändert. Im Erdgeschoss ist die größte Ausdehnung und wirtschaftliche Stärke des Klosters kurz vor der Reformation an der repräsentativen Architektur sehr gut zu erkennen. Die reichhaltige Ausstattung des Winterrefektoriums mit der beeindruckenden und aufwendig gestalteten Bohlenbalkendecke ist Zeugnis der zunehmenden Verweltlichung und Abkehr des Klosters von den zisterziensischen Idealen des 13. Jahrhunderts. Die historistisch anmutende Gestaltung der Gewölbe im Laienrefektorium ist Zeugnis eines bewussten Umgangs mit historischen Bauformen und ihrer Zitierweise im 16. Jahrhundert. Im Erdgeschoss präsentieren sich die Räume weitgehend im restaurierten Zustand des 19. Jahrhunderts mit vielen konservatorischen oder zumindest behutsamen restauratorischen Ansätzen. Damit ist der Westflügel beeindruckendes Zeugnis spätzisterziensischer Architektur und der frühen romantisierenden Denkmalpflege im 19. Jahrhundert.
In sehr gutem Zustand sind die Befunde oberhalb des Kreuzgangs mit den frühgotischen Plattenfenstern, die mit ihren erhaltenen Oberflächen fundierte Aussagen zu den verschiedenen Erscheinungsbildern der Klosteranlage im Laufe der Zeit ermöglichen. Sie sollten daher bei eventuellen Sanierungsarbeiten an der Dachhaut unbedingt geschützt werden.
Bestand/Ausstattung:
ehemaliges Winterrefektorium:
Im ehemaligen Winterrefektorium befindet sich hochwertige Ausstattung aus verschiedenen Zeiten. Neben den bauzeitlichen mit Schnitzwerk versehenen Stützen und der Decke gibt es hochwertige Wandoberflächen in Form von Farbfassungen auf Wänden und Decke, an der Nordwand das „Calatrava-Gemälde“. Weiterhin gibt es noch eine Wandvertäferung und einen Kachelofen an der Ostwand des ehemaligen Winterrefektoriums.

ehemaliges Laienrefektorium
Die steinsichtigen profilierten Stützen und das Kreuzrippengewölbe des Laienrefektoriums bilden hier den wesentlichen Teil der Ausstattung. Die Raumschale trägt ebenfalls Farbfassungen verschiedener Zeiten. Neben Quadermalerei finden sich in den Gewölbezwickeln Rankenmalereien und aus der Klosterschulzeit haben sich vor allem an der Südwand viele Rötelinschriften erhalten.

Obergeschoss:
Von den Räumlichkeiten des Obergeschosses sind insbesondere die beiden südlichen Räume zu erwähnen, da sich dort Wandvertäferung und Deckenstuck umfangreich erhalten haben. In Zimmer 140 gibt es eine farbig gefasste Holzbalkendecke. Die anderen Räume sind etwas schlichter ebenfalls mit Deckenstuck und teilweise Wandtäfer gestaltet.

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Dachgerüst Grundsystem
    • Sparrendach, q. geb. mit liegendem Stuhl
  • Decken
    • Balken-Bretter-Decke
    • Einschubdecke
    • Täferdecke
  • Gestaltungselemente
    • Zierglieder im Steinbau
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
    • Werkstein
  • Gewölbe
    • Rippengewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Mischbau
    • Fassade aus Naturstein
Konstruktion/Material:
Beim Westflügel handelt es sich um einen Massivbau aus verputztem Bruchsteinmauerwerk mit steinsichtigen Wandöffnungen aus Werksteinen (Stuben- oder Räthsandstein). Die nördlichen und südlichen Außenecken sind an der Westseite durch steinsichtiges Mauerwerk betont, im südlichen Bereich sind diese mit Buckelquadern ausgeführt.
Der Kellerraum unter dem ehemaligen Winterrefektorium ist ebenfalls in Bruchsteinmauerwerk ausgeführt. Der Boden des mit einer Tonne überwölbten Raumes ist gestampfter Lehm. Die Wandöffnung und Wendeltreppe sind aus Werksteinen gefertigt.
Der Kreuzgang besteht aus mit Quadern gemauerten Schichten und schließt nach oben mit einem Netzgewölbe ab. Die Gewölberippen sind ebenfalls aus Werksteinen gefertigt, die dazwischen liegenden Kappen sind aus Backstein ausgeführt und verputzt. Oberhalb des Gewölbes wurden im 20. Jahrhundert über jedem Joch ca. 20 cm breite und 80 cm hohe Betonüberzüge eingebracht, die mit der Ostwand des Westflügels und der Kreuzgangostwand statisch verbunden sind. Am Unterlager, dem Übergang zum Gewölbe, wurden dünne Styroporplatten eingebracht.
Die ehemalige Langhaussüdwand der Kirche und jetzige Außenwand des Kreuzgangnordflügels ist in regelmäßigem Quadermauerwerk mit auf wenige Ausnahmen durchgehenden Lagerfugen ausgeführt. An den Gewölbeanfängern verspringen die Fugen, dies deutet auf einen späteren Einbau der Gewölbe hin.

Deckenaufbau im ehemaligem Winterrefektorium mit Schadensstelle:
Fünf kräftige Querunterzüge tragen die gewölbte Bohlenbalkendecke, deren Balken reichhaltig mit Schnitzwerk versehen sind. Sie liegen an den Stirnseiten halb eingemauert im Mauerwerk auf. In der Mittelachse stehen drei ebenfalls mit Schnitzwerk versehene, massive freistehende Stützen aus Eichenholz.
Die Querunterzüge haben im oberen Bereich eine quadratische Aussparung, auf der die Riemenbalken aufgeblattet sind. Über den Stützen liegt auf den Querunterzügen ein Mittellängsunterzug, auf dem dann die Deckenbalken verkämmt sind. Die Deckenbalkenlage liegt an der Ost- und Westseite auf einem Absatz des Mauerwerkes auf, welches in diesem Bereich um ca. 20 cm nach außen zurückspringt, sich also nach oben verjüngt.
Der Längsunterzug wird über der mittleren Stütze mit geradem Stoß und schrägem Blatt gestoßen. Weitere Stöße sind anzunehmen, waren aber im Rahmen der bisherigen Untersuchung nicht sichtbar.
Die Einbauten im Obergeschoss sind Fachwerkwände, die konstruktiv nicht über Holzverbindungen mit den Deckenbalken nach unten verbunden sind. Die auf den Deckenbalken stehenden Wände bestehen aus einem Schwellholz, in das die Ständer und Streben eingezapft sind und das nach oben von einem Rähm abgeschlossen ist. Wie die Verbindung des Rähm mit den darüber liegenden Deckenbalken ausgeführt ist, konnte ohne massive Eingriffe und auch endoskopisch nicht abschließend geklärt werden, da sämtliche Hohlräume mit Glaswolle oder Schüttungen ausgefüllt sind. Da die Wände der Räume, die Ende des 18. Jahrhunderts eingebaut wurden, keinen Bezug auf das vorhandene statische System des 16. Jahrhundert nehmen, kam es zu einer Überlastung der Deckenbalken. In der nordöstlichen Ecke des Raums 140 wurde daher die Wand (bereits bauzeitlich?) mit Bruchsteinen und Hölzern unterfüttert, wobei die Lasten dadurch auf die eigentlich nicht tragende gebogene Bohlenbalkendecke abgeführt werden.

Deckenaufbau im ehemaligen Laienrefektorium:
Über sechs Stützen befindet sich ein Kreuzrippengewölbe, welches an den Außenwänden auf in die Wand eingemauerten Konsolsteinen aufliegt. In Verlängerung der Stützen nach oben befinden sich kurze Holzständer mit in Nord-Südrichtung verlaufenden Sattelhölzern, auf denen die Deckenbalken aufliegen. Diese stellen eine statische Entlastung der Deckenbalken dar, um die Spannweite zwischen Ost und Westaußenwand zu überbrücken. Im Bereich der darüber liegenden Fachwerkwand des Obergeschosses wurde auf das Gewölbe nachträglich eine Unterfangung aus vermörtelten Bruchsteinen errichtet, um die Deckenbalken zu stabilisieren. Da diese Auflasten auf das Gewölbe aufbringen, könnten daraus Folgeschäden und Risse im Gewölbe entstehen, die in jedem Fall statisch beobachtet werden sollten. Unter den Fachwerkwänden haben sich Reste eines älteren Bodenbelages mit Tonfliesen erhalten, die wiederum auf einer Bretterverschalung liegen.

Obergeschoss:
Die Einbauten des Obergeschosses bestehen, wie bereits erwähnt, aus Fachwerkwänden, die auf die Deckenbalken gestellt sind. Der Boden wurde mehrfach aufgedoppelt, um die durch Verformungen entstandenen Unebenheiten auszugleichen. Die zwei Räume im südwestlichen Bereich weisen zusätzlich noch eine aufwändig ausgeführte abgehängte Decke auf. Fotos des Umbaus der DachgeschossWohnung vor ein paar Jahren belegen, dass von der eigentlichen Deckenbalkenlage an einer Stelle (über Raum 139) zusätzlich mit einem Stahlanker der Streichbalken abgehängt wurde. Um die Punktlast zu minimieren, ist ein kleines Sattelholz auf die Deckenbalkenlage aufgebracht durch das ein Stahlanker nach unten durchgeführt wird, an dem der Streichbalken aufgehängt ist. Der Streichbalken liegt südlich im Mauerwerk auf und nördlich auf den Fachwerkständern. Somit stellt sich die Konstruktion der beiden Räume als eigenständiger Baukörper dar, der kistenartig auf die bestehende Konstruktion des 16. Jahrhunderts gestellt wurde, ohne auf deren statisches System zu achten. Durch die abgehängte Decke konnten neben den Gefachen zusätzlich zum damals noch unausgebauten Dachraum gedämmt werden (beheizte „Professorenstube“).
Für den Einbau des Zwerchhauses wurden die Dachlasten und die Schwelle des Dachstuhls mit einem doppelten Überzug, der in Raum 217 zu erkennen ist, abgefangen. An einigen anderen Stellen wurde auch das Stuhlrähm des liegenden Stuhles aufgedoppelt.
Dachstuhl
Die Dachkonstruktion besteht aus einem doppelt liegenden Stuhl aus Nadelholz mit Stuhlverband und mittlerem Längsbund auf einem stehenden Stuhlständer. Die Deckenbalken liegen auf zwei Mauerschwellen auf. Zwischen den beiden Mauerschwellen liegt auf den Dachbalken die Stuhlschwelle, in die liegende Stuhlständer eingezapft sind. Diese werden nach oben breiter und schließen mit Kopfbändern zum Spannriegel an. Unterstützt wird die Konstruktion durch einen mittig verlaufenden Längsunterzug, der über Kopfbänder an den Ständer angeschlossen ist. Alle Holzverbindungen sind verzapft und mit Holznägeln gesichert.
Auf dem Dachstuhl befindet sich eine Sparrenlage aus Eichenholz mit Blattsassen in Kehlbalkenhöhe, die erste Hinweise auf eine Zweitverwendung geben. An der westlichen Dachfläche sind kürzere Sparren angeschiftet, die auf dem Kreuzgangdachstuhl aufliegen. Die Sparren zapfen in die Dachbalken ein und sind oben ebenfalls verzapft.
Der Kreuzgangdachstuhl besteht aus einer liegenden Stuhlständerreihe, die in einen breit gefasten Streichbalken, der auf eingemauerten Konsolen aufliegt, eingezapft sind. Die Ständer schließen oben an eine Pfette an und sind zu den Seiten über Kopfbänder zusätzlich gesichert. Auf der Pfette sind die Sparren verkämmt und stehen im unteren Bereich auf einer Mauerschwelle, die ungefähr in der Mitte der Mauerkrone verläuft. Diese wird mit einer Zugverbindung aus Metall mit den Fußpunkten der Stuhlständer verbunden.

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