Fachwerkhaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Kirchgasse |
Hausnummer: | 2 |
Postleitzahl: | 74523 |
Stadt-Teilort: | Schwäbisch Hall |
|
|
Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Schwäbisch Hall (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8127076049 |
Flurstücknummer: | 567 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Wohnhaus, Badtorweg 6 (74523 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Im Weiler 26 (74523 Schwäbisch Hall)
Fachwerkhaus, Nonnenhof 4 (74523 Schwäbisch Hall)
Schloss Rechenberg (74597 Stimpfach, Zum Schloss 7)
Bauphasen
Im Verlauf der archivalischen Untersuchung stellte sich heraus, dass das auf den ersten Blick unscheinbar wirkende Haus einst zentrale Bedeutung für die Bildung in der Katharinenvorstadt besessen hat:
Von 1658 bis 1835 war hier die Deutsche Schule von St. Katharina untergebracht. Sie war - soweit bisher bekannt ist - die einzige Einrichtung dieser Art jenseits des Kochers.
Von den in den städtischen Rechnungen überlieferten Baumaßnahmen jener Tage ist die Erneuerung des gassenseitigen Giebels und die entsprechende Angleichung des Daches im Jahre 1777/78 besonders bemerkenswert. Noch heute weist ein leichter Knick im Dachfirst auf den Umfang dieses Hausumbaus hin.
Nach der Umwandlung der Schule in ein Privathaus und der Errichtung eines Anbaus auf der Westseite im Jahre 1879, lassen sich erst wieder ab den 1930er Jahren Umbaumaßnahmen feststellen. So wurden im Jahre 1932 die altertümlichen besteigbaren deutschen Schlöte - zu einem für städtische Verhältnisse recht späten Zeitpunkt - durch moderne Kaminanlagen ersetzt.
1962 erhielt das Gebäude eine zeitgemäße Toilettenanlage und ab 1966 konnten die Bewohner mit Öl heizen.
Die Untersuchung des Kellers ergab eine Datierung in das 14. Jahrhundert, analog zur Errichtung des dendrochronologiesch auf 1386 / 87 datierten aufstrebenden straßenseitigen Baukörpers.
(1300 - 1399)
Der Keller des Gebäudes Kirchgasse 2 ordnet sich dem straßenseitigen Teil des Gebäudes zu. Der rückwärtige Teil ist nicht unterkellert. Die festgestellten Mauerwerksbefunde einschließlich der Gewölbevermauerung lassen den Keller in das 14. Jahrhundert datieren. (gk)
Aufgrund der Lage des Kellers im Erdgeschossgrundriss des dendrochronologisch datierten straßenseitigen Baukörpers lässt sich das Errichtungsdatum in die Zeitstellung 1386/ 87 präzisieren. (d)
Der Keller, die zugehörige Außenerschließung und der aufstrebende Baukörper stellen eine einheitliche Bauaktion dar.
Nachträgliche Einbauten stellen die Fensterfassung an der östlichen Stirnwand (Wand d) und der südlichen Widerlagerwand des Gewölbes (Wand a) sowie die Innenerschließung dar.
Besonderheiten:
Eigentlich handelt es sich um einen, in der Katharinen- und Weilervorstadt häufig vorkommenden Gewölbekeller mit Kellerrückführung gegen die Kirchgasse, mit zugehöriger Außenerschließung.
Im Gegensatz zu allen verglichenen Situationen existiert hier allerdings ein, in der Scheitellinie parallel zum Straßenverlauf angelegtes Kellergewölbe.
Eine weitere Besonderheit stellt der, in den Kellerwänden a und b festgestellte horizontale Mauerwerksversatz dar.
Der untere Teil dieser Wände ist anstehendes Felsgestein in das der Keller eingetieft wurde.
(gk)
(1386 - 1387)
(1650)
(1658)
Konrad Schloßstein veräußert sein Wohnhaus an die Reichsstadt Hall, die darin eine Schule errichtet (1658). Den Garten erwarb zwei Jahre später Hans Heinrich Seiz, der ihn schließlich 1666 an die Stadt verkauft, die den Garten wiederum dem Schulhaus zuschlägt. (a)
(1724 - 1792)
Heinrich Kaspar Abelin wird als einer der frühen Lehrer erwähnt.
Für den Bauunterhalt der Schule war das städtische Bauamt verantwortlich. Nachfolgend Auszüge aus dem Bauunterhalt zwischen 1724 und 1792:
1724:
Reparatur im Stall.
1725:
In dem Schulhaus will man in die Kammer die Finsterung drei halber Fenster durchsetzen.
1726:
Ein kleiner Ofen soll angeschafft werden.
1740:
Die Dole am Schulhaus soll eine neue Rinne aus Eichenholz erhalten, da die alte verfault war. Die Schule war mittlerweile zu klein geworden. Aus Kostengründen verzichtete man auf einen Ausbau des Schulzimmers im Obergeschoss. Stattdessen erschien es praktikabler -die untere Stube zu einer Schulstube so lang hinaus zu führen und zu aptieren-.
1741:
Die Dole am Abtritt war eingebrochen. Bei der Überprüfung wird festgestellt, dass die Schulhauslatrine dringend geleert werden muss.
Der Hafner Johann Müller erhielt den Auftrag den Kachelofen abzubrechen.
1745:
Der in der Schulstube installierte Ofen erweist sich als Wärmespender untauglich. Es soll ein neuer, größerer Ofen angeschafft werden.
1752:
Reparatur des ruinierten -Privet Gewölb in der Catharein Schul und Wiederherstellung eines Dohlens bis hinunter im Kocher-.
1777:
Der Schuldirektor Leutwein beschwert sich beim Bauamt, da er seinen feuergefährlichen Back- und Bratofen in der Küche nicht mehr benutzen durfte. Er schlägt vor, diesen Ofen neben dem im Hof befindlichen Waschofen einzurichten.
Kantor Weber bittet aus Anlass der Instandsetzung des Hausgiebels um die Einrichtung einer neuen Stube.
1777/78:
Erwähnung großer Quantitäten Holzes - vorwiegend Tannenholz - zur Erneuerung des gassenseitigen Hausgiebels, zur Angleichung des Daches, zu - Tafeln, Fensterbrettern und Verkleidungen im neuen Stüblein- sowie für Fensterläden und Treppen.
Desweiteren werden Ziegelsteine - zum neuen Vorkamin und Schornstein- und ein Eisenofen für die neue Stube genannt.
1792:
Reparatur des Aborts und des Daches. Verlegung und Untermauerung der Treppe am Schulhaus.
(a)
(1835)
Verkauf der Mädchenschule an einen Privatmann:
Das königliche Kameralamt veräußert die Schule an den Küblermeister Christoph Ischinger.
- Die Verkaufsgegenstände bestehen in:
a) einem zweistöckigen Gebäude worinnen sich befindet:
1 Gewölbekeller, 1 Küche, 2 heizbare Zimmer, 1 weiteres heizbares Zimmer, 1 Kammer, 2 Kammern unter dem Dach.
b) einen Hof mit Waschofen
c) ein sich neben dem Haus befindliches -Wurzgärtchen-.
(a)
(1879)
Öffentliche Versteigerung des Anwesens nach dem Ableben Ischingers.
Verkaufsgegenstände:
1 Ar 0 qm zweistöckiges Wohnhaus mit gewölbten Keller
11 qm Schweinestall und Waschhaus
55 qm Hofraum
Neuer Eigentümer ist der Kutscher Johann Georg Rau.
- Baumaßnahme: Pferdestall mit Wagenremise:
Kutscher Rau errichtet anstelle des Schweinestalls und Waschhauses auf der Westseite seines Hauses ein Nebengebäude mit einem Stall für vier Pferde und eine Wagenremise. Die Zufahrt erfolgt von der Kirchgasse aus hinter dem Anwesen Kirchgasse 4.
Dem Baugesuch wurde zunächst nicht stattgegeben, da Rau das Gebäude nur teilweise in massiver Bauweise errichten wollte.
(a)
(1932)
Die Hausbesitzerin Karoline Wüstner möchte drei alte besteigbare deutsche Schlote abbrechen und durch moderne, unbesteigbare Schornsteine ersetzen. (a)
(1939)
(1946)
Karoline Wüstner lässt die Wohnung instandsetzen und im Dachgeschoss ihres Hauses ein Schlafzimmer einrichten.
Vermutlich waren Flüchtlinge bei ihr einquartiert, da die Gebäudeeigentümerin als Grund für den Dachausbau Platzmangel angab. (a)
(1954)
Frau Wüstner beabsichtigt in das Nebengebäude eine Glaserwerkstatt mit Kamin und Abort einzurichten. (a)
(1962)
(1966)
Zugeordnete Dokumentationen
- Archivalische Untersuchung
- Bauhistorische Untersuchung der Kelleranlage
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
- Schule, Kindergarten
Zonierung:
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Gewölbe
- Tonnengewölbe