Hohes Haus (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Fachwerkhaus

ID: 351319029125  /  Datum: 06.03.2008
Datenbestand: Bauforschung
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Objektdaten

Straße: Gelbinger Gasse
Hausnummer: 50
Postleitzahl: 74523
Stadt-Teilort: Schwäbisch Hall

Regierungsbezirk: Stuttgart
Kreis: Schwäbisch Hall (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8127076049
Flurstücknummer: 309
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Anwesen liegt inmitten der mittelalterlichen Gelbinger- Vorstadt. Diese wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts mit einer Stadtmauer ausgestattet, die 1338 fertig gestellt war. Das Gebäude Haus-Nr. 50 ist umgeben von zwei- bis dreigeschossigen traufständigen Gebäuden des 16.-18. Jahrhunderts. Einzelne Gebäude im Verlauf der Gelbinger Gasse sind dendrochronologisch ins 14. und 15. Jahrhundert datiert (Haus Nr. 60 = 1436 d, Nr. 68 = um 1360 d, Nr. 83 = 1490/91 d). Im mittleren Bereich der Gelbinger Gasse fallen die erhaltenen Kellerhälse ins Auge.
Das Dachwerk des Gebäudes der Gelbinger Gasse 50 ist dendrochronologisch in das Jahr 1394 datiert. Innerhalb der Kellerbebauung sind Mauerwerke des 13. Jahrhunderts vorhanden. Eine weitere Bautätigkeit lässt sich an der Materialverwendung dem 13./ 14. Jahrhundert zuordnen.
Die Lage des Anwesens indiziert eine mögliche archäologische Befundlage auch aus früheren Zeitstellungen. Bei Bodeneingriffen innerhalb und außerhalb des Gebäudes ist der erwarteten Befundlage Rechnung zu tragen. Über die in der Gelbinger Gasse bis dato durchgeführten Kelleruntersuchungen (Nr. 50 und 59) deuten sich momentan 3 eingreifende Neu- bzw. Umgestaltungen der Parzellenstrukturen in der Vorstadt vor dem Stadtbrand 1680 an. - hochmittelalterliche Parzellierung (13. Jahrhundert)
- 1. Hälfte 14. Jahrhundert - Vorstadtbefestigung-
- Spätmittelalter
Es ist davon auszugehen, dass in den vielzähligen historischen Gebäuden im Bereich der Gelbinger Gasse diese angesprochenen stadtgeschichtlichen Entwicklungen noch im unterirdischen Bestand vorhanden sind und dementsprechend Informationen zur Stadtgeschichte der Gelbinger Vorstadt enthalten.

Die Ergebnisse einer weiteren Untersuchung ergaben eine dendrochronologisch Datierung des Gebäudes im Kern nach 1395. Der Erdgeschossbereich der straßenseitigen Fassade wurde 1420 umgebaut. Das heutige Aussehen ist geprägt von einer barockzeitlichen und einer jüngeren Renovierung zum Ladengeschäft, die im Erdgeschoss zu einer völlig neuen Raumteilung führte. Der Kellereinbau dürfte zeitgleich mit der Errichtung um 1395 erfolgt sein. Die zwei nachgewiesenen Ständer (sog. Haller Block) des ehemals hallenartigen Erdgeschosses standen über dem Gewölbescheitel. Der ursprünglich zur Gelbinger Gasse straßenseitig erschlossene Keller ist zu einem späteren Zeitpunkt mit einer zusätzlichen Innenerschließung versehen worden. Im 20. Jahrhundert wurde der Keller zu Luftschutzzwecken mit dem Keller des südlichen Nachbargebäudes Gelbinger Gasse 48 über einen Durchgang verbunden. Dieser ist mittlerweile wieder vermauert. Der Westteil des Kellers wird als Heizöllager genutzt. Im heutigen Zustand besitzt der Keller keine östliche Stirnwand. Gewölbe und Widerlagerwände enden hier stumpf.
Im Zuge der Sanierung kamen daher verschiedene Fragen auf:
Gab es hier ursprünglich eine Wand, die später entfernt wurde? Sind die offenen anstehenden Erdschichten geologisch gewachsen, oder archäologisch im Sinne von älteren Planierungen zu verstehen? Diese Fragen sind besonders für die weitere statische Behandlung des Gebäudes von Bedeutung, da die Last der Obergeschosse im ursprünglichen Baukonzept über Ständer auf den Gewölbescheitel abgetragen ist. Diese Situation soll durch Entfernung der jüngeren Innenwände zukünftig wieder hergestellt werden.
Der Untersuchungsbefund ergab, dass es sich bei dem in der Ostwand von Hauskeller Gelbinger Gasse 50 sichtbaren Befund nicht um künstlich bzw. archäologisch entstandene Schichten handelt , sondern um den geologisch gewachsenen Hochterrassenschotter des östlichen Kochertalhangs. Der Keller des 1395 errichteten Gebäudes besaß offensichtlich zu keiner Zeit eine gemauerte Stirnwand im Osten, sondern war von Anfang an ohne diese Wand errichtet.






1. Bauphase:
(1200 - 1299)
Das Gebäude weist in seinem unterirdischen Baubestand Vorgängersituationen aus.
In den Widerlagerwänden b und d haben sich hochmittelalterliche Bebauungssituationen erhalten. Unter Bezugnahme auf die Mauerwerkschronologie für die Stadt Schwäbisch Hall sind diese beiden Mauerwerke im 13. Jahrhundert entstanden. In ihrer Lage zum Hausgrundriss zu der aufstrebenden Bebauung ergeben sich für die Wände b und d Mauerstärken von ca. 150 cm. Im Osten enden die beiden Mauerwerke gegen den anstehenden Hangboden.
Aufgrund dieser Befundlage dokumentieren sich die Wände b und d als Bebauungsstrukturen der hochmittelalterlichen Parzellierung an der Handelsverbindungsstraße Schwäbisch Hall - Heilbronn. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

2. Bauphase:
(1200 - 1399)
In einer 2. Bauphase wird das Gewölbe G1 eingebracht.
Es ist anhand seiner Materialverwendung und Versatztechnik dem 13./14. Jahrhundert zuzuordnen. Zu dieser Bauphase zugehörig ist die planmäßig angelegte Erschließungssituation in die Gelbinger Gasse, sowie die straßenseitige Stirnwand a. Es entsteht ein, für das bisherig untersuchte Stadtgebiet typischer Gewölbekeller mit Rückführung gegen die Straße. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1300 - 1499)
Nicht bekannt ist, ob es sich bei dem aufstrebenden Fachwerkgebäude in seinem Ursprung um ein für die Zeitstellung um das 14. Jahrhundert typischen Haller Bock (EG- Halle mit zentralen Ständern) handelt. Dies bleibt weiteren Untersuchungen in der Fachwerksubstanz vorbehalten.

Das heutige Erdgeschoss überbaut den Kellerhals und befindet sich somit ca. 95 cm über dem Straßenniveau. Die Aufschüttungen zwischen dem Gewölbe G1 und dem Erdgeschossfußboden ergeben im Zwickelbereich der Gewölbevermauerung eine Mächtigkeit von ca. 150cm.

In der Phase der regen Bautätigkeit der 14. / 15. Jahrhunderts in der Gelbinger Vorstadt (einzelne Gebäude im Verlauf der Straße sind dendrochronologisch ins 14. und 15. Jahrhundert datiert) werden im untersuchten Anwesen Gelbinger Gasse 50 die hochmittelalterlichen Baustrukturen aufgenommen und überbaut.
Es ist anzunehmen, dass mit der Fertigstellung der Gelbinger Vorstadtummauerung 1338 die Grundstücksaufteilung innerhalb der Vorstadt neu gestaltet wurde. (gk)

Betroffene Gebäudeteile:
keine

4. Bauphase:
(1394)
Das Dachwerk des Gebäudes ist in das Jahr 1394 datiert. (d)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(1800 - 1995)
Die ehemals in die Gelbinger Gasse hineingeführte Erschließungssituation wurde zu einer späteren Zeitstellung zurückgenommen und fassadenbündig neu angelegt.
Im 19./ 20. Jahrhundert wird in den Treppenaufgang des Gewölbekellers eine abzweigende Innenerschließung eingebracht. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

6. Bauphase:
(1994)
Ergebnis der archäologischen Untersuchung:
Datierung 1300-1395:
Der Keller besitzt seit 1395 sicher keine östliche Stirnwand, sondern ist hier gegen die anstehenden Schichten gesetzt bzw. eingetieft. Nach der bauhistorischen Untersuchung ist der Keller zeitgleich mit dem aufgehenden Baukörper errichtet, wobei in den Widerlagerwänden offenbar ältere Mauerzüge wieder verwendet sind. Die ursprünglichen, lastabtragenden Ständer (Haller Block) im Erdgeschoss befinden sich über dem Gewölbescheitel. Die Widerlagerwände und das Gewölbe des Kellers enden stumpf, mit teilweise unregelmäßiger Kante nach Osten. Reste von einer ehemaligen Verzahnung mit einer entsprechenden Stirnwand können nicht beobachtet werden. Auch die Abmauerung des östlich im Gewölbescheitel vorhandenen Kellerbelüftungsschachts weist auf keine solche Wand hin. Auf dem Gewölbe können teilweise noch schwach die Abdrücke der Schalbretter beobachtet werden. Diese reichen bis zur östlichen Abbruchkante.Es muss damit davon ausgegangen werden, dass die heutige Situation seit ca. 600 Jahren besteht. Laut geologischen Gutachten sind die hier offen liegenden Schichten nicht wasserführend, woraus sich keine entsprechenden Probleme (Ausspülung etc.) für die Statik ergeben.Der südliche Bereich der Ostwand scheint im Laufe der Zeit etwas an Substanz verloren zu haben. Hier sind auch leichte Kalkablagerungen von eindringendem Wasser zu beobachten. Hierbei dürfte es sich aber um Oberflächenwasser handeln, das im Zuge von Veränderungen (Kanalisation, jüngere Hofbebauung) des östlichen, hangseitigen Hofbereichs angefallen sein könnte. Der entstandene Ausbruch ist in der Südostecke in Verlängerung der südlichen Widerlagerwand, aber nicht in der Ostwand, mit Mauerwerk ausgeflickt worden. Hier ist eine deutliche Baufuge. In jüngerer Zeit ist ein Teilbereich der Ostwand mit Backsteinmauerwerk verkleidet worden, wohl um hier entsprechende Installation anzubringen.Der Keller ist in den anstehenden Hochterrassenschotter (schluffiger Lehm mit eingelagerten kleinen bis recht großen Kalkgeröllen, kantenverrundet) eingetieft. Die Kalksteine liegen teilweise in waagrechten Schichtungen, die auf den ersten Blick eine Art Mauerstruktur suggerieren. Bei Anlage des Kellers wurden auch größere Steinformate einfach in der Wand belassen. Der anstehende Fels des Muschelkalks ist im Bereich der Kellersohle noch nicht angeschnitten. Dieser liegt erfahrungsgemäß ca. 10m unter heutiger Geländeroberfläche. Der Keller endet nach Osten hin auffälligerweise ca. 2m vor der Außenfassade des aufgehenden Gebäudes. Die Sohle ist gegenüber dem Niveau der Gelbinger Gasse ca. 3,5m tiefer, gegenüber dem östlichen Hofbereich hinter dem Gebäude sogar 6m tiefer. Ein archäologischer Schichtenaufbau ist im Bereich der Ostwand des Kellers nicht angeschnitten. Er muss demnach höher liegen. Neben den stadtgeschichtlichen Befunden seit Errichtung der Gelbinger Vorstadt in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts sind hier auch ältere Befunde zu erwarten. Die heutige Gelbinger Gasse liegt im Verlauf einer alten Durchgangsstraße, die sicher in ottonisch-salische Zeit zurückreicht. Die bei der Kelleruntersuchung festgestellten Mauerwerke des 13. Jahrhundert weisen auf ältere Baustrukturen in diesem Bereich hin. Im näheren Umkreis sind auch Funde der Latenezeit bekannt. Es wäre also auch hier mit Informationen zur Ausdehnung der ehemaligen keltischen Ansiedlung zu rechnen. Bei entsprechenden Bodeneingriffen im Zuge der Sanierungsmaßnahmen sollte diesen Fragen unbedingt nachgegangen werden. (gk)
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Außenansicht des Gebäudes (Bild entnommen von Häuserlexikon Schwäbisch Hall) / Fachwerkhaus in 74523 Schwäbisch Hall

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Voruntersuchnung - Kelleruntersuchung -

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Anwesen liegt inmitten der mittelalterlichen Gelbinger- Vorstadt. Die Gelbinger Gasse ist als Verlängerung der Unterlimpurgerstraße / Obere und Untere Herrengasse, Teil der Hauptdurchgangsstraße durch die mittelalterliche Kernstadt.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Über der Kellerbebauung erhebt sich ein dreigeschossiges, verputztes Fachwerkhaus.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Der Tonnengewölbekeller befindet sich versetzt zur Straße und unterschneidet das Erdgeschoss. Trapezartig verzogen, mit Kellerrückführung gegen die Straße.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Innerhalb der Kellerbebauung sind Mauerwerke des 13. Jahrhunderts erhalten.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Gewölbe
    • Tonnengewölbe
  • Steinbau Mauerwerk
    • allgemein
    • Bruchstein
Konstruktion/Material:
Keller aus verputztem Bruchsteinmauerwerk, ansonsten Fachwerkkonstruktion nicht näher untersucht. Der Bau ist fast vollständig unterkellert.

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