Fachwerkhaus
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Mauerstraße |
Hausnummer: | 12 |
Postleitzahl: | 74523 |
Stadt-Teilort: | Schwäbisch Hall |
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Regierungsbezirk: | Stuttgart |
Kreis: | Schwäbisch Hall (Landkreis) |
Wohnplatzschlüssel: | 8127076049 |
Flurstücknummer: | 566 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Mauerwerksbefunde (74523 Schwäbisch Hall, Bahnhofstraße 12)
Stadtmauerbefunde (74523 Schwäbisch Hall, Bahnhofstraße 15/17)
Wohnhaus, sog. Pfaff-Judas-Haus, Brüdergasse 27 (74532 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Gelbinger Gasse 59 (74523 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Gelbinger Gasse 60 (74523 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Gelbinger Gasse 68 (74523 Schwäbisch Hall)
Planungsareal Haalplatz (74523 Schwäbisch Hall, Haalplatz)
Wohnhaus, Haalstraße 3 (74523 Schwäbisch Hall)
Henkersbrücke (auch Rittersbrücke genannt) (74523 Schwäbisch Hall, Heimbacher Gasse/ Neue Straße)
Areal (74523 Schwäbisch Hall, Hirschgraben)
Wohnhaus, Hohe Gasse 5 (74523 Schwäbisch Hall)
Wohnhaus, Klosterstraße 2 (74523 Schwäbisch Hall)
archäologische Ausgrabungen (74523 Schwäbisch Hall, Lange Straße)
Hinterhaus Lange Str., Sondageschnitt (74523 Schwäbisch Hall, Lange Straße 39)
Wohnhaus, Neue Straße 22/24 (74523 Schwäbisch Hall)
Stadtgraben bei der Stadtmühle (74523 Schwäbisch Hall, Stadtgraben bei der Stadtmühle)
Wohnhaus, Sulengasse 8 (74523 Schwäbisch Hall)
Wetzelturm, Vor dem Kelkertor 1 (74523 Schwäbisch Hall)
Areal (74523 Schwäbisch Hall, Zollhüttengasse 9)
Bauphasen
Die wechselvolle Besitzer- und Nutzungsgeschichte der ehemaligen Lohgerberei unterhalb der Kirchgasse lässt sich mit Hilfe der Archivalien bis in das frühe 17. Jahrhundert zurückverfolgen.
Im Kern konnte das Haus 1384/85 (d) datiert werden. Ein späterer Umbau ist inschriftlich 1580 bezeichnet, eine weitere bauliche Veränderung fand im Jahre 1590 (d) statt.
Unmittelbar danach bewirtschafteten mehrere Generationen der wohlhabenden Haller Gerberdynastie Mangold das Anwesen. Von Michael über Jakob gelangte die Immobilie schließlich in den Besitz von Hans Peter Mangold. Die günstige Lage zum Kocher prädestinierte viele der in der heutigen Mauerstraße gelegenen Anwesen zum Gerbereibetrieb. Weitere Zentren der Leder verarbeitenden Gewerbe befanden sich in der Reichsstadt Hall Im Weiler und in der Gelbinger Gasse.
Der Gerbereibetrieb endete mit dem Tod von Hans Peter Mangold im Jahr 1700.
Die Werkstatt befand sich im unteren Geschoss des Hauses. Vermutlich dürften dort auch noch die sogenannten Aescher im Untergrund nachweisbar sein. Die Übernahme des Gebäudes durch den Küfer Daniel Kreid leitete den wirtschaftlichen Niedergang des Anwesens ein: 1719 teilte er das Haus und verkaufte eine Hälfte, so dass sich fortan zwei Besitzer die ehemalige Gerberei teilten.
Erst dem Salzsieder Schönmann gelang es 1741, beide Anteile wieder zu vereinigen.
Dieser Zustand währte jedoch nur wenige Jahre. Die fortwährenden Teilungen ab dem Jahre 1764 führten schließlich dazu, dass zu Beginn des 19. Jahrhunderts vier Personen Anteile an dem Gebäude besaßen.
Mit der Aufstellung einer Baulinie in der heutigen Mauerstraße (damals: Gaildorfer Poststraße) im Jahr 1855 drohte dem Haus zunächst der Teilabbruch. Doch die schlechten ökonomischen Verhältnisse des damaligen Besitzers Hettinger verhinderten den ehrgeizigen Plan der Stadtverwaltung.
Lediglich der Giebel musste einem Walmach weichen.
Nach verschiedenen Umbaumaßnahmen unter Walter Schneider zwischen 1912 und 1917, der Umwandlung eines Teilbereiches der ehemaligen Gerberwerkstatt zu einer Garage im Jahre 1950, erfolgte 1985 als vorläufiger Höhepunkt in der Hausgeschichte die umfassende Sanierung des Gebäudes, deren sichtbares Ergebnis die freie Rekonstruktion des kocherseitigen Giebels darstellt.
Auch innerhalb der Kellerbebauung lassen sich verschiedene Bauphasen erkennen. Die älteste Phase dokumentiert Keller 3, der einer Vorgängerbebauung vor 1385 zugehörig scheint. Keller 1 ist mit der Bautätigkeit des aufstrebenden Gebäudes von 1385 identisch, Keller 2 stellt eine Baueinheit mit dem Anbau an das Hauptgebäude von 1590 dar. Auch Keller 5 ist dieser Bauphase zuzuordnen.
(1350 - 1799)
Aufgrund der Verputz- und Nutzungssituation in der Kelleranlage beschränken sich die Aussagemöglichkeiten auf wenige Einzelheiten, zudem weisen alle Keller eine Vielzahl baulicher Umgestaltung auf. Wegen der Nutzungssituation konnte speziell Keller 3 nicht in der üblichen Weise vermessen werden.
Die durchgeführte Sichtmaßüberprüfung von Bauplänen des Jahres 1985 ergibt kein exaktes Bild der Lage des Kellers im Hausgrundriss. Der zugrundgelegte Hausgrundriss (amtliches Kataster) ermöglicht darüber hinaus nicht die differenzierte Darstellung des Hauptgebäudes von 1385 und des Anbaus von 1590.
Keller 1 entzieht sich allen Aussagemöglichkeiten über Baualter und Einordnung in die Baugeschichte des Anwesens. Er ordnet sich als ehemaliger Gewölbekeller mit parallel zur Mauerstraße angelegtem Gewölbescheitel in seiner Lage im Hausgrundriss dem aufstrebenden Hauptgebäude von 1385 zu; unterkellert diesen aber nur zur Hälfte im straßenseitigen Teil. (Das Gewölbe des Kellers wurde bei der Gebäudesanierung 1985 herausgebrochen und eine Betonflachdecke eingezogen).
Keller 3 dürfte der älteste Keller sein.
Vorbehaltlich einer notwendigen Verifizierung seiner versetzten Lage im Hausgrundriss, erscheint es möglich, Keller 3 als erhaltenen Rest einer Vorgängerbebauung des heutigen Gebäudes (von 1385) zu beschreiben.
In diesem Zusammenhang ist auch die exakte Feststellung des Verlaufes der südlichen Traufwand des Gebäudes von 1385 hilfreich.
Das fragmentarisch erhaltene (als Gewölbeansatz) Kellerhalsgewölbe gegen die Kirchgasse belegt, dass Keller 3 vor Errichtung von Keller 2 existiert hat. Es ist allerdings nicht gänzlich auszuschließen, dass der westliche Teil von Keller 2 als erschließungsparallele Kellerrückführung ursprünglich mit Keller 3 eine Einheit dargestellt hat.
Die Gewölbevermauerung des Kellers 2 ist analog der Mauerwerksanalyse für Schwäbisch Hall bezüglich Materialverwendung und Versetztechnik in das 18. Jahrhundert einzuordnen und stellt mit dem aufstrebenden Anbau an das Hauptgebäude von 1590 eine bauliche Einheit dar.
Wie Keller 1 ist Keller 2 in jüngster Zeit einer gravierenden Umbaumaßnahme unterzogen worden (Einbau des Treppenhauses ins 1. Obergeschoss, Backsteinvorblendung vor Wand b und c, Flickgewölbe G2).
Keller 5 ist aufgrund der Mauerwerksbefunde in Wand b1, c und d ebenfalls ins 16./ 17. Jahrhundert einzuordnen.
Er liegt teilweise außerhalb des Umfangsgrundrisses der heutigen aufstrebenden Bebauungssituation und dokumentiert damit ein, in dieser Zeitstellung anders gestaltetes Bebauungsbild im Kreuzungsbereich Mauerstraße / Kirchgasse.
(gk)
(1385)
(1580 - 1590)
- Gewerbe- und Industriebauten
- Gerberei
(1611)
In Zusammenhang mit einem Hausverkauf bey der Maur wird als Nachbar Michael Mangold genannt. (a)
- Gewerbe- und Industriebauten
- Gerberei
(1636 - 1673)
Nach dem Tod von Michael Mangold (1636) erbt sein jüngster Sohn Jakob Mangold das Haus.
(a)
(1673)
(1673 - 1727)
1700-1702 Hans Peter Mangolds Witwe - Besitzerin des Anwesens.
1702-1727 Daniel Kreid - neuer Eigentümer. (a)
(1719)
Kreid erlaubte Schönmann:
1) ..in dem Hof eine Stallung zu bawen undt 1 Rohr in des Daniel Kreuts s. v. (Abort) machen zu lassen.
2.) Ein jeder das, was er erkauft hat und das Haus, allein in Bau zu erhalten. (a)
(1722)
Phillip Weyrauch Schönmann veräußert seinen Hausanteil an seinen Sohn Johann Georg Schönmann. Der Verkauf wurde erst 1726 aktenkundig. (a)
(1726)
(1741)
(1764)
(1808)
Zeitgleich erwirbt der ehemalige Bäckermeister Johann David Dierolf einen Hausanteil an der Witwe Rögers. ..Haus nebst Anbäulen: 1 Stube, eine Küche, eine Kammer oberhalb der Stube und den Tennen (im Anbau), sodann in dem Hauptgebäude: eine Kammer im mittleren Stock gegen dem Schulhaus. (a)
(1810)
Johann Christian erhält die untere Haushälfte:
..die untere Etage mit Stuben, Stubenkammer, Küche, Bünekammer nebst Büne, das ob der Schneckenstaffel (vermutlich Wendeltreppe) befindliche Gehäuß zum Abtritt, den halben großen Keller rechts wo die Öffnung ist und den kleinen Vorkeller, links den Vorplatz und den Eingang der Schneckenstaffel auf und ab, so wie der obere Aus- und Eingang bleiben gemeinschaftlich, auf dem Boden die kleine Kammer, wo der Kamin durchgeht, die große verschlagene Kammer rechts auf dem oberen Boden, die vordere Hälfte gegen den Kocher, welcher zum Verschlagen gemeinschaftlich ist.
Johann Christoph Botz erhält die obere Haushälfte:
..Die obere Etage mit Stuben, Stubenkammer, Küche, Bühnkammer, auf dem Boden die mit Latten verschlagene Kammer, wo der untere Besitzer den Verschlag hälftig zahen muss, vom übrigen Boden bleibt dem unteren Besitzer 4 Schuh vornen bei Stiege zu einer Holzlege, nur dass der Eingang des unteren Besitzers ungehindert bleibt, vom obern Boden die hintere Hälfte gegen dem Schulhaus, den Platz hinter dem Haus zum Holzlegen ganz, so lang das Haus ist. In der unteren Etage das vordere Gewölb zur Werkstatt. Den Platz vor dem Haus allein, nur die gewölbte Dungstatt gemeinschaftlich, die Hälfte vom großen Keller links und den kleinen Vorkeller rechts, der Vorplatz wie der Aus- und Eingang der Schneckenstaffel, wie auch der obere Aus- und Eingang gemeinschaftlich.
Was das Bauwesen betrifft, so sind die 4 Hauptseitenwände, so wie das Dachwerk gemeinschaftlich, die Stiege vor dem Haus aber von dem unteren Hausbesitzer allein zu unterhalten. Weiterhin darf jeder auf seine Kosten in seinem Anteil Reparaturen vornehmen, welche er will. (a)
(1818 - 1836)
Im Dezember 1818 ist das Anwesen unter folgende Eigentümer aufgeteilt:
unterer Teil oder Werkstatt; Johann Jakob Bökle
mittlerer Teil: Philipp Hettinger
oberer Teil: Jakob Kipple
Anbau: Johann David Dierolf. - 1831 wird der Anbau an die Ehefrau des Metzgermeisters Georg Melchior Mayer verkauft.
Im Jahr 1833 erwirbt Melber Philipp Hettinger das obere Hausdrittel hinzu.
1836 verkauft Metzger Mayer den Anbau an den Nagelschmied Georg David Weidner. (a)
(1855)
...Bei der Festlegung einer Baulinie für die Mauerstr. kommen die Baudeputierten zu dem Ergebnis, dass der Dachgiebel des Hauses, welcher um circa 1m vorstund, abzubrechen ist.
Nach Angabe Hettingers sollte der selbe auf das zunächst darunter befindliche 3. Stockwerk zurückgesetzt werden.
Da das erste Stockwerk sehr niedrig ist und angenommen werden kann, dass bei der Beschaffenheit des Hauses das 2. und 3. Stockwerk seiner Zeit einer Reparatur unterworfen werden dürfte, so ist die Deputation des Dafürhaltens, den Giebel auf die Grundmauer von 1. Stock nach der Linie cd zurückzusetzen und so bei jeder Bauänderung eines weiteren Stockwerks zu verfahren. Zum Schutz des 3. Stockwerks wäre ein Dächle nach der Linie ae anzubringen...
- Hettinger ließ schließlich das vorkragende Giebeldreieck abbrechen und walmte danach das Dach ab. Dieser Zustand währte bis zu der Sanierung des Gebäudes im Jahr 1985.
Der Bauherr veranlasste die Rekonstruktion des Ostgiebels, die jedoch aufgrund der mangelnden Befundlage nicht abgesichert werden konnte. (a)
(1858 - 1886)
1860 übernahm Georg Karl Hettinger das Gebäude und veräußerte an Johann Ludwig Akermann Hausanteile. (Die Wohnstube nebst Stubenkammer gegen die Straße und eine kleine Stube, Küche, Abtritt und Holzkammer). (a)
Im März 1860, einen Monat nachdem Akermann seinen Anteil am Wohnhaus erworben hatte, starb er. Seine Erben veräußerten seinen Besitz an die Stadt Hall, die dadurch Miteigentümer des Gebäudes wird.
1869 verkauft Hettinger seinen Gebäudeanteil an den Schreiner Christian Friedrich Huber, der im Jahre 1886 der alleinige Eigentümer des Anwesens ist. (a)
(1912)
Der Schneidermeister Georg Walter, dem seinerzeit ein Anteil am Wohnhaus gehörte, beabsichtigt in der alten Holzkammer, die sich in der hinteren Nordwestecke des EGs befand, einen Schlafraum für seinen Lehrling einzurichten. (a)
(1914)
Georg Walter möchte im Dachgeschoss ein Wohn- und Schlafzimmer für seine Lehrjungen einrichten. (a)
(1915)
G. Walter beauftragt einen Abbruch seines alten besteigbaren Küchenschlots und den Neubau eines modernen Schornsteins mit 20/20 cm lichter Weite. (a)
(1917)
G. Walter reicht einen Bauantrag ein aus dem hervorgeht, dass er einen weiteren alten besteigbaren Schlot durch einen modernen Kamin ersetzen möchte. (a)
(1950)
(1963)
(1972)
(1985)
In allen Geschossen werden die Grundrisse verändert. Der 1855 abgetragene Giebel zum Kocher wird ebenso frei rekonstruiert, wie ein Teil des auf dieser Seite befindlichen Zierfachwerks. (a)
Zugeordnete Dokumentationen
- Archivalische Untersuchung
- Bauhistorische Voruntersuchung der Kelleranlage
Beschreibung
- Siedlung
- Stadt
- Wohnbauten
- Wohnhaus
Zonierung:
Keller 2: Rechteck
Keller 3-5: Keine Aussage
Konstruktionen
- Gewölbe
- Tonnengewölbe
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Dachform
- Satteldach mit Schopfwalm (Krüppelwalm)
Keller 1: Flachkeller, grundrissfüllend, auf EG-Niveau.
Keller 2: Tonnengewölbekeller, grundrissfüllend, Außenerschließung gegen die Straße.
Keller 3: Halsgewölbe, die Erschließung erfolgt über Keller 2 mittels eines zweiteiligen Rundbogens.
Keller 4: Nischenkeller (ehemalige Räucherkammer), alle Wänd und das Gewöbe sind vollständig verputzt.
Keller 5: Nischenkeller