Ehem. Spinnerei
Datenbestand: Bauforschung
Objektdaten
Straße: | Pforzheimer Straße |
Hausnummer: | 134 |
Postleitzahl: | 76275 |
Stadt-Teilort: | Ettlingen |
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Regierungsbezirk: | kein Eintrag |
Kreis: | kein Eintrag |
Wohnplatzschlüssel: | 1111111111 |
Flurstücknummer: | 7207 |
Historischer Straßenname: | keiner |
Historische Gebäudenummer: | keine |
Lage des Wohnplatzes: |
Kartenansicht (OpenStreetMaps)
Alte Post (69115 Heidelberg, Rohrbacher Straße 3)
ehem. Amerikahaus (Villa Landfried) (69115 Heidelberg, Sofienstraße 12)
Pumpwerk Widmannstal (74072 Heilbronn-Neckargartach, Widmannstal 1)
Wohngebäude (74613 Öhringen, Altstadt 55)
Ehemalige Burg bei der Schlosskirche (75175 Pforzheim, Schlossberg)
Wohnhaus, Lange Straße 52 (74523 Schwäbisch Hall)
Bohnenviertel (70182 Stuttgart, Brenner-, Weber- und Rosenstraße)
Bauphasen
Bereits vor der Industrialisierung war die Produktion im Ort ansässig. Begünstigt wurde der Ausbau bzw. die Gründung der Baumwollfabrik durch die Lage am Albrand sowie die Verkehrsanbindung der Stadt Ettlingen.
Die Spinnerei und Weberei von Ettlingen wurde bereits 1836 als AG gegründet und ist somit eine der ältesten Firmen innerhalb der Textilindustrie.
Die Gründungsbauten wurden in den Jahren 1836 bis 1839 nach Entwürfen des Architekten Ludwig Wilhelm Lendorff errichtet. Der älteste Gebäudekomplex der Ettlinger Spinnerei und Weberei ist der Spinnereihochbau, der sechsgeschossige Mitteltrakt sowie die Seitenflügel und das Portierhäuschen.
Zunächst wurden sowohl die Spinnerei und Weberei als auch alle weiteren Produktionseinheiten der Baumwollverarbeitung in dieser Anlage untergebracht. Ein Gebäude für die Gasanlage schloss unmittelbar an die östliche Schmalseite des Spinnereihochbaus an. Sie gewährleistete die Beleuchtung. In einem Bau auf der gegenüberliegenden Schmalseite des Hauptgebäudes befand sich das Turbinenwerk (zwei Turbinen), die mittels Wasserkraft für Strom sorgten.
Aufgrund des leicht entflammbaren Rohstoffes wurde das Baumwollmagazin als singuläres, freistehendes Gebäude seitlich des Hauptgebäudes errichtet.
Im Jahr 1838 entstand östlich des Spinnereihochbaus das erste Arbeiterwohnhaus, in dem auch ein Speisesaal eingerichtet wurde. Als letzte Bauwerke dieser Gründungsanlage entstanden 1839 zwei Direktorenvillen, welche etwa 30 m von den Flügeltrakten entfernt die symmetrischen Eckpunkte der Gesamtanlage bilden.
In der zweiten Erweiterungsphase um 1840 bis 1870 entstand das erste Maschinenhaus im hinteren Gelände der Fabrik. 1842 wurde der Samtwebereibau zwischen Alb und Betriebskanal errichtet. Im selben Jahr wurde in unmittelbarer Nähe der Samtweberei ein Eisenmagazin errichtet.
Mit der Produktionserweiterung ab ca. 1849 erfolgten bauliche Umstrukturierungsmaßnahmen: Einige Sektoren, bis dato unter einem Dach vereint, wurden ausgegliedert und erhielten eine eigene Unterkunft. Das Batteurgebäude war der erste Bau, in dem fortan der erste Herstellungsschritt der Spinnerei vorgenommen wurde. Das Gebäude wurde als separat errichtete Produktionsstätte zwischen das Turbinenhaus und das Baumwollmagazin gebaut. Der Bau war über das Turbinenhaus, welches mit einem Verbindungsgang ausgestattet war, mit dem Hauptgebäude verbunden. Um 1875 wurde dem Gebäude eine weitere Achse angefügt und 1928 ein weiteres Geschoss aufgesetzt.
Die ständige Vergrößerung im Produktionsbereich hatte die Bauten zwischen Pforzheimer Straße und dem Lauf der Alb immer dichter zusammenrücken lassen. So wurde für die weitere Neubauten ein neues Baugelände, etwa ein Kilometer vom Spinnereihochbau entfernt, erschlossen. Auf dem alten Gelände der Fabrik wurden erst Ende der 1890er Jahre Erweiterungen von Gebäuden sowie der Neubau einiger baufällig gewordener Fabrikationsstätten vorgenommen. 1896 wurde ein Neubau für die Karderie, an der Stelle des alten abgerissenen Baumwollmagazins, erstellt. Die Karderie schließt direkt an das vierstöckige Batteurgebäude an. Ihre westliche Umfassungsmauer tangiert die östliche Schmalseite des 1886 errichteten neuen Baumwollagers. Die sechs Stockwerke des Fabrikhochbaus konnten nun ausschließlich für den Spinnvorgang genutzt werden. Im Inneren mussten die hölzernen Unterzüge und Säulen des mittlerweile baufällig gewordenen Fabrikgebäudes aus feuersicherheitlichen und statischen Gründen, durch gusseiserne ersetzt werden. Darüber hinaus wurden die Decken aller Geschosse mit Wellblech verkleider.
Die dritte Erweiterungsphase, Anfang der 1870er Jahre, beinhaltete den Bau zwei weiterer Arbeiterwohnhäuser sowie einer Arbeiterwohnhausgruppe im Jahr 1898. Das größte Bauprojekt war die im Jahr 1881 errichtete Samtschneiderei.
In den Jahren zwischen 1993-97, nach der Verlagerung der Produktion in das obere Albtal, wurden die Ursprungsbauten zum Dienstleistungszentrum umfunktioniert und entsprechend umgebaut. Dabei wurden die einzelne Gebäude vollständig entkernt und in den Innenhof der Dreiflügelanlage eine zweigeschossige Halle eingebaut.
(1836 - 1839)
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Gewerbe- und Industriebauten
- Industrieanlage, Fabrik
(1840 - 1870)
(1871 - 1900)
(1993 - 1997)
Zugeordnete Dokumentationen
- Fotodokumentation
Beschreibung
- Einzellage
- allgemein
- Wohnbauten
- Wohnhaus
- Gewerbe- und Industriebauten
- Industrieanlage, Fabrik
Zonierung:
Die Erschließung des Gebäude erfolgt über Aufzüge und Treppenhäuser in den Gebäudeecken, dabei verbinden letztere den Mittel- mit den Seitenflügel.
Das Batteurgebäude ist über rechteckigem Grundriss errichtet und die Erschließung erfolgt über eine schmale Sandsteintreppe (Werkstein). Die Geschosse der Schreinerei– und Schlossereigebäude sind über schmale Holztreppen im Innern miteinander verbunden.
Konstruktionen
- Steinbau Mauerwerk
- allgemein
- Werkstein
- Dachform
- Flachdach
- Satteldach mit beidseitigem Vollwalm
- Schleppgaube(n)
- Sheddach
- Gewölbe
- Preußische Kappen
- Skelettbau
- Eisen- und Stahlskelett
- Decken
- Balkendecke
- Verwendete Materialien
- Putz
Zur horizontalen Gliederung wurden oberhalb des zweiten und vierten Stockwerks verkörpfte Gesimse angebracht, die das Gebäude vollständig umlaufen.
Im Innern:
Die Holzbalkendecken sind mit Stahlgussstützen verbunden, die durch alle sechs Geschosse verlaufen. Diese Stahlkonstruktion ersetzt eine bauzeitliche aus Holz. Der Dachstuhl spannt, mittels Sprengwerk, frei zwischen den Längswänden und trägt einen Walm.
Die Flügelbauten sind Längswandbauten und erreichen mit ihren drei Stockwerken und dem Walmdach die halbe Höhe des oberen Horizontalgesimses des Hochbaus. Das Dachgeschoss ist in Holzkonstruktion, die teilweise mit Stahl ersetzt wurde, errichtet. Die zum Innenhof ausgerichteten Hauptfassaden der Flügelbauten nehmen vierzehn Fensterachsen auf, ein Horizontalgesims zwischen den zweiten und dem dritten Stockwerk lockert die strenge Architektur.
Die Säle des Batteurgebäudes werden von einer Gußstützen-Skelettkonstruktion mit aufliegenden preußischen Kappendecken getragen. Das Batteurgebäude wird durch die ziegelgerahmten Segmentbogenfenster und –türen verziert.
Die Schreinerei ist in Mauerwerksbauweise errichte und besitzt im Ober- und Dachgeschoss Lüftungslamellen. Der Stahlbetonskelett-Konstruktion des Erdgeschosses folgt eine mittig unterstützte Stahlrahmen-Konstruktion, die Längswände sind hier nicht tragend. Die Tragkonstruktion ist sichtbar.
Der zweigeschossige Kopfbau der Schlosserei ist in Massivbauweise errichtet, der eingeschossige Shedbau wird getragen von einer Gußstützen-Skelett-Konstruktion. Die Konstruktion ist sichtbar.
Der verputzte Sandsteinbau der Samtschreinerei mit rustikalem Untergeschoss und horizontalen Mauerbändern korrespondiert mit dem davorliegenden Hauptgebäude von 1836. Der Mittelrisalit, der als Eingangsbereich das Treppenhaus des Baus aufnimmt, zeigt große Rundbogenfenster mit gemauertem Ziegelsturz und einen kleinen abschließenden Dreiecksgiebel. Der übrige Bau weist aneinandergereihte Segmentbogenfenster und in den beiden oberen Geschossen rechteckige Fenster auf.