Haalstraße 5/7 (Schwäbisch Hall)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

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Wohnhaus

ID: 121766580115  /  Datum: 25.07.2017
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Präsenzgasse
Hausnummer: 5
Postleitzahl: 78628
Stadt-Teilort: Rottweil

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325049025
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

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Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Anhand der denrochronologischen Untersuchung konnte keine genaue Datierung für die Errichtung des Wohnhauses festgelegt werden. (d) Bei Putzerneuerungsarbeiten im Jahr 1985 wurden im zweiten Obergeschoss gotische Mauerwerksreste gefunden, die auf einen spätmittelalterliche Gebäudekern schließen lassen. (a) Der Unterbau des Hauses bestand ursprünglich wohl aus einem massiven Bruchsteinmauerwerk, das wehrhaften Charakter besaß und beidseitig eines mit Bossenquaders gesicherten Haustores von je einer Schießscharte durchbrochen war. Auch im ersten Obergeschoss muss ein oder zwei schlitzartige Fensteröffnungen gegeben haben. Darüber folgte in großer pallasartiger Raum.
Im 16. Jahrhundert wird eine große Umgestaltung des Hauses angenommen. Mit der 1985 stattgefundenen Außensanierung wurden die beiden Bauphasen am Gebäude, insbesondere im Bereich des Fensterbestandes, wieder kenntlich gemacht. (a) Das ehemalige Durchfahrttor wird heute als Eingangstür genutzt.


1. Bauphase:
(1350 - 1520)
Wohnhaus im Kern spätmittelalterlich erbaut; darauf deuten die Reste der spätgotischen Maßwerksfenster. Unterbau wohl aus massivem Bruchsteinmauerwerk, schießschartenartige Fensteröffnungen im EG und OG und EG-Tor mit Bossenquaderwerk.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Konstruktionsdetail:
  • Verwendete Materialien
    • Stein
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Fenster

2. Bauphase:
(1500 - 1599)
Umgestaltung im 16.Jh.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

3. Bauphase:
(1985)
Außenrestaurierung mit Erneuerung des Putzes, Sicherung und Wiederherstellung des Bestandes im Bereich der Fenster.
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

Abbildungsnachweis
Rottweil, Präsenzgasse 5- Wohnhaus, Südostansicht / Wohnhaus in 78628 Rottweil (Landesamt für Denkmalpflege Freiburg, Bildarchiv)

Zugeordnete Dokumentationen

  • Dendrochronologische Datierung

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude steht traufseitig an einer schmalen Gasse innerhalb des Lorenzortes im nordöstlichen Bereich der hist. Altstadt von Rottweil.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Das Gebäude ist dreigeschossig und besitzt ein Satteldach. Die verputzte Südfassade wird erdgeschossig durch das ehem. Scheunentor dominiert, dessen Fachwerkständer beschnitzte Kopfstreben aufweisen. Im ersten Obergeschoss befindet sich ein holverschalter Erker. Das zweite Obergeschoss zeigt zwei spätgotische Spitzbogenfenster mit Maßwerk aus Sandstein.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Das Erdgeschoss hat mittig ein großes Scheunentor und rechts davon die Eingangstür. Im ersten Obergeschoss liegen die Hauptwohnräume.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Das zweite Obergeschoss weist für Rottweil eine große Besonderheit auf: zwei Doppelfenster sind mit einem Spitzbogen gekrönt, ausgefüllt mit Blendmaßwerk. Leibungen und Bekrönung sind aus Sandstein gefertigt und ersetzen die Originalteile, die bei einer Renovierung der Fassade 1985 zutage kamen und stark beschädigt waren. Diese Originalteile waren aus Stuckmörtel gefertigt, dem man damals noch keinerlei Aufmerksamkeit schenkte, sondern sich vielmehr über die unsachgemäße Herstellung wunderte. Glücklicherweise hat sich von jedem der beiden Fenster ein großes Bruchstück erhalten, welche sich im städtischen Lapidarium in der Höllgasse und in der Sammlung A. Bürk befinden.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Detail (Ausstattung)
    • bemerkenswerte Fenster
  • Verwendete Materialien
    • Putz
Konstruktion/Material:
Bei der Renovierung kamen lediglich die beiden Blendbögen mit Blendmaßwerkfüllung aus Stuckmörtel ans Tageslicht. Die unterhalb zu suchenden Fensteröffnungen waren schon früher durch Holzleibungen ersetzt worden, wofür - Fotografien nach zu urteilen - die seitlichen Wandungen abgeschlagen worden sind (eines der beiden Bruchstücke zeigt an seiner Unterkante grobe Meisselspuren). Dem spärlichen Fotomaterial ist zu entnehmen, dass der Stuckmörtel an der Außenwandfläche ansetzt und in die Wandflucht hinein mittels einer breiten Hohlkehle einen gedrückten Spitzbogen bildet, an den sich innen ein weiterer Versatz in die Tiefe anschließt, um auf der Ebene eines dem Spitzbogen einbeschriebenen Rundbogens zu gelangen. In diesen ist eine noch etwas tiefer in der Wand gelegene, runde Dreipass- oder Kleeblattblende einbeschrieben und verschmolzen, deren Profil sich aus unterschiedlich stark geneigten Schrägen, die einen Grat bilden und beidseitig einem weiteren Versatz in die Tiefe, zusammensetzt. Dieses Profil ist einer glatten Fläche aufgesetzt.

Der Anschluss an die Fensteröffnungen darunter ist unklar. Die Fensteröffnung oder Öffnungen eines Fensters könnten entweder innerhalb des rahmenden Spitzbogens oder innerhalb des einbeschriebenen Rundbogens gesessen haben, denn nur letzterer macht einen Übergang in die Vertikale möglich, während der Spitzbogen so gedrückt ist, dass zwangsläufig ein Knick am Übergang entstehen muss. Bei einer Öffnung innerhalb des einbeschriebenen Rundbogens hätte die Fensteröffnung an der Blendfläche ansetzen können, doch müsste bei dieser Lösung der Abschluss des rahmenden Spitzbogens und damit die Ausbildung seitlich der Fensteröffnung offen bleiben. Bei der gewählten Lösung für die Rekonstruktion in Stein wurde auf die andere Möglichkeit zurückgegriffen, mit der Breite des Spitzbogens als Maß für ein Doppelfenster. In diesem Fall musste ein Abschluss für die Maßwerkprofile geschaffen werden, was mittels eines horizontalen Profils geschah, das auf Höhe der Ebene der Außenrahmung ansetzt. Gestalterisch ist somit der gesamte Blendbogen ausgegrenzt und wirkt wie aufgesetzt, da auch die Ansätze des einbeschriebenen Rundbogens und des mittigen Fensterpfostens nicht zusammenpassen und ein Knick am Bogenansatz entsteht. Eine weitere ähnliche Lösung wäre die Rekonstruktion eines tiefer ansetzenden horizontalen Profils auf der Ebene des Rundbogens, womit Blendfeld und Öffnung bzw. Öffnungen innerhalb des rahmenden Spitzbogens zusammengefasst wären. Für eine Dreiergruppe von Fensteröffnungen, die die Ansätze von Fensterpfosten und Rundbogen zusammenbringen könnte, ist zu wenig Platz vorhanden. Keine dieser Lösungen scheint befriedigend zu sein, doch mangels Vergleichsbeispielen in Rottweil und anderen Städten sind hier keine gesicherten Aussagen zu treffen (üblicherweise gehen bei vergleichbaren Lösungen Spitzbogen und eingeschriebener Rundbogen am Ansatz in die Vertikale ineinander über ohne einen Knick auszubilden). Im Inneren ist an einer Stelle die Innenkante der Fensternische noch zugänglich. Der Stuckmörtel scheint hier aus der Nische heraus noch wenige Zentimeter um die Ecke zu biegen und geht dann in den weicheren Wandputz über.

Die Herstellung ist an den erhaltenen Bruchstücken gut ablesbar. Auf ein sehr grob im Mauerwerk aus Bruchsteinen und Kalkmörtel freigelassenes Loch wurde der Stuckmörtel unregelmäßig und dick in zumindest zwei Arbeitsgängen aufgetragen, was eine Schichtentrennung auf Höhe der Ebene des eingeschriebenen Rundbogens nachweist. Das Material ist mit Hohlräumen durchsetzt und an einzelnen Stellen sind Fließformen des noch feuchten Materials in Hohlräume hinein zu erkennen. Das Maßwerk wurde frei ausgeformt, was sich an starken Unregelmäßigkeiten innerhalb der Formen und zwischen den beiden Blenden ablesen lässt, d. h. es wurden keine vorgeformten Teile versetzt oder Schablonen benutzt. Hier kommt der Wiederspruch zum Tragen, der eine Rekonstruktion in Stein dann auch nahelegen musste. Maßwerkformen kommen aus dem Steinmetzhandwerk und der Möglichkeit, am Stein mit Lineal und Zirkel die Form exakt vorzuzeichnen und auszuhauen, während mit Stuckmörtel die Formen frei aufgetragen werden müssen und ein exaktes Arbeiten nicht oder nur sehr umständlich möglich ist.

Die sehr grobe und unregelmäßige Steinsetzung, die sich auf der Rückseite der Bruchstücke abdrückt, lässt auch den nachträglichen Ausbruch der Öffnungen nicht unwahrscheinlich erscheinen. Eines der Bruchstücke zeigt entlang der Unterkante den Abdruck eines Holzes, vermutlich des Sturzes der Öffnung selbst. Eine ultramarinblaue Tünche als letzte mehrere Anstriche ist in Resten auf den Bruchstücken erhalten.

Das Innengerüst des 2.OG besteht lediglich aus einem Unterzug längs der Straßentraufe und zwei freistehenden Ständern mit Schale ohne Sattelholz. Der Unterzug ist an seiner Unterseite genutet. Das Gebälk ist nur sehr begrenzt einsehbar. Hochwertige Wohnräume waren in diesem Geschoß ursprünglich und auch nach längerer Zeit nicht untergebracht. Entweder ist hier ein Lagergeschoß zu suchen oder eine Einteilung in Kammern mit einfachen Bretterwänden.

Neben der Rekonstruktion in einem anderen Material ging diesen Fensteröffnungen viel von ihrem Beispielcharakter verloren, denn sie wurden natürlich steinmetzmäßig hergestellt, d. h. die Unregelmäßigkeiten des umgedrehten Herstellungsprozesses sind nicht mehr ablesbar. Auch das Verhältnis von Fensteröffnung und Wand ging verloren, denn während der Stuckmörtel direkt mit der Wand verbunden gewesen war, sind die Steingewände lediglich als eigenständige Bauteile eingesetzt. Zudem sind sie in die leicht schief geneigte Wandfläche lotrecht eingesetzt und treten einige Zentimeter vor. Die ursprünglichen Öffnungen begannen mit einer Hohlkehle, die direkt aus der Wandfläche nach innen verlief. Die Problematik der rekonstruierten Form wurde oben schon beim Versuch der Rekonstruktion der ursprünglichen Gestalt angedeutet.

Es wurde versucht, ein Datum des Innengerüstes dendrochronologisch zu ermitteln, was leider mangels Masse (Dachstuhl erneuert) bzw. Unzugänglichkeit fehlgeschlagen ist. Auch ist ein nachträgliches Einbringen der Fensteröffnungen nicht unwahrscheinlich. Vergleichsbeispiele gibt es in Rottweil nicht und die Form der Dreipassblende ist relativ zeitlos und könnte der Zeit vom mittleren 13. bis beginnenden 16. Jh. entstammen. Der gedrückte Rundbogen ist etwas ungelenk und hat nicht die gewohnte Eleganz gotischer Formen, doch ob dies Ausdruck des Unvermögens des ausführenden Handwerkers oder Ausdruck des Zeitgeistes der bereits beginnenden Renaissance ist, bleibt spekulativ.

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