Ottilienkapelle (Eppingen)

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Datenbank Bauforschung/Restaurierung

Heimat- und Stadtmuseum

ID: 134086274710  /  Datum: 14.06.2017
Datenbestand: Bauforschung und Restaurierung
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Objektdaten

Straße: Hauptstraße
Hausnummer: 20
Postleitzahl: 78628
Stadt-Teilort: Rottweil

Regierungsbezirk: Freiburg
Kreis: Rottweil (Landkreis)
Wohnplatzschlüssel: 8325049025
Flurstücknummer: keine
Historischer Straßenname: keiner
Historische Gebäudenummer: keine
Lage des Wohnplatzes: Lage des Wohnplatzes

Kartenansicht (OpenStreetMaps)

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Objektbeziehungen

keine

Umbauzuordnung

keine

Bauphasen

Kurzbeschreibung der Bau-/Objektgeschichte bzw. Baugestaltungs- und Restaurierungsphasen:

Das Gebäude wurde im Jahre 1709 (i/d) vom damaligen Bürgermeister zwischen zwei Nachbarhäusern errichtet. Dessen gesellschaftlicher Stellung entsprechend waren die Grundrisse großzügig bemessen und die Ausstattung beschaffen. Die besseren Räumlichkeiten besaßen offenbar eine Holzvertäfelung an Wänden und Decken, die aber bei einer Neuausstattung des Gebäudes um 1780 durch Wandputz und einfach gestaltete Stuckdecken ausgetauscht wurde. Um oder kurz nach 1884 erfolgte die Einrichtung der Altertumshalle im EG als Beginn musealer Nutzung. Damit stand die Schaffung eines abgetrennten Treppenhauses, die Erneuerung der Treppe und der Durchbruch zusätzlicher Türen in die anschließenden Räume in Verbindung. Heute wird das Gebäude von Ausstellungsräumen und Museumsmagazinen eingenommen.

Innerhalb der Fassade sind mehrere Inschriften zu finden. Die früheste Inschrift nennt Caspar Ignaz Herderer als Amtsbürgermeister und die Jahreszahl 1709 (i), ohne jedoch den Anlass für die Anbringung des Steines anzugeben. Die nachfolgende lateinische Inschrift mit Chronogramm berichtet von einer Neuausstattung bzw. Neuausschmückung des Gebäudes durch dessen Sohn Thaddäus Herderer im Jahre 1780 (i). Die Inschrift wurde bei Neuanstrichen der Fassade vermutlich bereits mehrfach erneuert, was die seltsame Lücke erklären könnte, weil hier der Text möglicherweise irgendwann nicht mehr lesbar war. Die beiden nachfolgenden Inschriften gehen offensichtlich auf Erneuerungen des Fassadenanstriches im Jahr 1978 und 2005 zurück.

Für eine dendrochronologische Altersbestimmung wurden insgesamt 12 Holzproben an unterschiedlichen Stellen des Gebäudes entnommen. 11 der Proben aus dem Hauptdach, dem Dach des südöstlich anstoßenden kleinen Annexes sowie den Innenwänden von Erd-, 1. und 3. Obergeschoss erbrachten das einheitliche Ergebnis einer Fällung der Hölzer um 1709 (d). Eine weitere Probe aus dem Fachwerk des östlichen Giebeldreieckes erbrachte kein Ergebnis.


1. Bauphase:
(1709)
Zwischen zwei mittelalterlichen Trennwänden zu den Nachbarhäusern wurde 1709 (i/d) ein Neubau gesetzt. Möglicherweise ist die Fassade bereits ein Jahrhundert früher entstanden und wurde beim Neubau integriert.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Erdgeschoss
  • Obergeschoss(e)
  • Dachgeschoss(e)
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Wohnbauten
    • Wohnhaus

2. Bauphase:
(1780)
Neuausstattung durch Wandputz und Stuckdecken
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung

3. Bauphase:
(1884)
Umgestaltung zur musealen Nutzung.
Betroffene Gebäudeteile:
Betroffene Gebäudeteile
  • Ausstattung
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude

4. Bauphase:
(1978)
Erneuerung des Fassadenanstrichs
Betroffene Gebäudeteile:
keine

5. Bauphase:
(2005)
Erneuerung des Fassadenanstrichs
Betroffene Gebäudeteile:
keine

Besitzer:in

keine Angaben

Fotos

keine

Zugeordnete Dokumentationen

  • Bauhistorische Kurzanalyse
  • Restauratorische Untersuchungen

Beschreibung

Umgebung, Lage:
Das Gebäude ist Teil der langen Häuserzeile auf der Südseite der Oberen Hauptstraße.
Lagedetail:
  • Siedlung
    • Stadt
Bauwerkstyp:
  • Anlagen für Bildung, Kunst und Wissenschaft
    • Museum/Ausstellungsgebäude
Baukörper/Objektform (Kurzbeschreibung):
Es setzt sich aus einem viergeschossigen Hauptbau mit Keller und traufständigem Satteldach sowie einem rückwärtigen schmalen Annex mit eben so vielen Vollgeschossen und Querdach zusammen.
Innerer Aufbau/Grundriss/
Zonierung:
Im recht hohen EG ist über einen Teil der Fläche ein Zwischengeschoss ausgebildet. Vermutlich gehörte auch schon ein rückwärtiger Laubengang dazu. Gegenüber der Vorgängerbebauung wurde das Gebäude um ein Geschoss höher und erhielt eine größere Tiefe, sodass die rückwärtige Traufwand deutlich weiter nach Süden gerückt ist.
Hauptbau und Annex bilden zusammen eine L-Form, reichen aber nicht über die gesamte Tiefe des Grundstückes.
Vorgefundener Zustand (z.B. Schäden, Vorzustand):
Die Fassade fällt durch reiche Ornamentik und gleich zwei Erker im Stadtbild besonders auf.
Bestand/Ausstattung:
keine Angaben

Konstruktionen

Konstruktionsdetail:
  • Dachform
    • Satteldach
  • Mischbau
    • Steinbau mit Gebäudeteilen aus Holz
  • Steinbau Mauerwerk
    • Bruchstein
Konstruktion/Material:
Die Umfassungswände des Grundstückes bestehen aus Mauerwerk, wobei die beiden Trennwände zu den Nachbarhäusern vom 2. Dachgeschoss an aus Fachwerk bestehen, das aber erst nachträglich eingebaut worden ist und vermutlich bauzeitliches Mauerwerk ersetzt hat. Der rückwärtige Annex besitzt ebenfalls gemauerte Außenwände gleicher Stärke, im Dach aber einen bauzeitlichen Fachwerkgiebel. Nur von der westlichen Trennwand ist derzeit im 1. DG die Mauerstruktur großflächig einsehbar, wo das mittelalterliche Mauerwerk aus Bruchsteinen in regellosem Verband mit hochgebranntem Stuckmörtel besteht, das in Verbindung mit den Baumaßnahmen um 1709 errichtete Bruchsteinmauerwerk aber mit Kalkmörtel vermauert wurde und einen hohen Anteil an Ziegelstücken aufweist. Entsprechend der Rottweiler Baustruktur ist in den unteren Teilen der gemeinsamen Trennwände ein ganzes Sammelsurium von Mauerwerken und Eingriffen aus unterschiedlichsten Zeiten zu erwarten.

Der Aufbau der westlichen Trennwand im 1. DG macht deutlich, dass die Grundfläche gegenüber dem Giebel des Vorgängerbaus stark nach hinten ausgedehnt und das Gebäude um ein zusätzliches Geschoss erhöht worden ist. Für das bestehende Gebäude bedeutet dies, dass die rückwärtige Traufwand und der anschließende Teil der westlichen Giebelwand neu geschaffen worden sind, aller Wahrscheinlichkeit nach auch die Umfassungswände des Annexes. Der Knick in der westlichen Trennwand kam dadurch zustande, dass das neu errichtete Stück von der Rücktraufe des westlichen Nachbarhauses an orthogonal zur Straßenfassade ausgerichtet ist - ungewiss ob absichtlich oder eher zufällig aus anderen Gegebenheiten heraus -, während rückwärtige Traufwand und Annex orthogonal zu den Trennwänden stehen.

Die Tür- und Fensteröffnungen in der rückwärtigen Traufwand und dem 3. OG der Straßenseite werden von hölzernen, ins Mauerwerk eingelassenen Balkenleibungen mit Bretterverwahrungen gebildet. Innerhalb der unteren drei Vollgeschosse sind die innen liegenden Nischen der Wandöffnungen stichbogig gewölbt, im 3. OG hingegen aus Sturzhölzern gebildet. Die nach Westen gelegene Fensteröffnung im 1. DG weist ein sandsteinernes Gewände auf, das aufgrund der Oberflächenbearbeitung aus dem 16. Jh. stammen dürfte und Wiederverwendung erfahren hat.

Nur im 3. OG sind größere Bereiche von Innenfachwerk und Deckengebälk sowie im EG ein Stück einer Fachwerkinnenwand einsehbar, ansonsten ist mit Ausnahme einiger weniger Sondagen der Aufbau der Konstruktion nur aus den Wandstärken bzw. der Ausrichtung der Unterzüge zu erschließen. Das Innengerüst ist vollständig als Holzgerüst ausgeführt. Die Innenwände sind als Fachwerk mit zumeist zweifacher Verriegelung und Feldstreben aufgebaut. Innerhalb des Hauptbaus sind die Balkenlagen der Geschossdecken in allen Geschossen in die Tiefe verlegt, d. h. in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, und lagern auf jeweils drei bzw. vier querlaufenden, zwischen die Trennwände zur Nachbarbebauung gespannten Unterzügen bzw. Wandrähmen. Hauptbau und Annex sind konstruktiv getrennt, indem in allen Geschossen ein Unterzug die Flucht der rückwärtigen Traufwand fortsetzt. Im Annex ist das Gebälk über dem EG ebenfalls nord-südlich ausgerichtet, in den Obergeschossen hingegen in Querrichtung ost-westlich verlegt. Für das Innengerüst wurde hauptsächlich Nadelholz verwendet und lediglich für die Hauptständer innerhalb der Fachwerktrennwand im EG ist der Einsatz von Eichenholz zu beobachten, was sicherlich auch für die Wandschwelle dort zugetroffen haben dürfte.

Das Dachwerk des Hauptbaus ist in zwei Geschosse mit einer liegenden Stuhlkonstruktion abgezimmert, dessen Stuhlpfetten mit polygonalem Querschnitt der Dachschräge angepasst sind und dessen Kopfstreben mit Versatz verzapft sind. Nur im 1. DG steht der Stuhl auf Stuhlschwellen, sodass die mit einfacher Längsverriegelung kombinierte Längsaussteifung in beiden Geschossen unterschiedlich ausgebildet ist. Eine Verbindung zum westlichen Fachwerkgiebel besteht nur in der einfachen Auflage der Pfetten, sodass das Fachwerk vermutlich aus späterer Zeit stammt, was beim östlichen Fachwerk noch deutlicher erkennbar ist.

Das Satteldach des Annex ist in einfacher Weise mit mittiger stehender Stuhlachse und Fachwerkgiebel ausgebildet. Ein Dachfirstständer im Giebeldreieck trägt eine Firstpfette, die am anderen Ende einem der Sparren des Hauptdaches aufgelegt ist. Eine Längsaussteifung erfolgt durch eine am oberen Ende angeblattete Kopfstrebe.

Innengerüst und Dachwerk des Hauptbaus bilden eine zimmerungstechnische Einheit, deren Bezugsachsenschnittpunkt - der Beginn der Abbundzeichenfolge - an der Nordwestecke liegt. Dachwerk und Innengerüst des Annexes sind zimmerungstechnisch völlig getrennt davon und an den Hauptbau mehr oder weniger nur angehängt, sodass allein die Dendrodaten deren gleichzeitige Entstehung nachweisen.

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